31C3 war wieder sehr genial

Kurz nach Weihnachten findet seit Jahren schon der alljährliche Chaos Communication Congress statt. Letztes Jahr war ich auch schon in Hamburg und hab mir alleine den 30C3 angesehen, da war es auch schon gut. Aber wenn man niemanden kennt und auch ein bisschen schüchtern ist, macht es alleine nicht so viel Spaß. Dieses Jahr hab ich dann mal monkel überredet bekommen und gleichzeitig auch mal als Engel mitgearbeitet. Engel (oder Angels) sind die Leute, die freiwillig im Hintergrund noch viele Dinge ermöglichen. Beispielsweise an der Kasse die Leute reinlassen, Tickets abscannen oder neue verkaufen und Bändel aushändigen oder aber auch ganz praktisch nach dem Wohlbefinden der Besucher schauen und sie medizinisch versorgen. Oder aber auch das WLAN, DECT und GSM Netz bereitstellen. Natürlich müssen auch die Vortragenden auf der Bühne eingeführt werden und das Publikum "defragmentiert" werden, damit freie Lücken in den Sälen effizient frei werden und Leute noch einen Platz finden.
Wir sind schon am 26.12.2014 angereist und haben uns für die Aufbauschichten von 16 - 20 Uhr gemeldet. Doch weil dieses Jahr schon recht viel aufgebaut war, gab es nicht mehr wirklich viel zu tun. So war zumindest die zweite Schicht (18 - 20 Uhr) eigentlich komplett frei. Aber das war auch ganz nützlich um mal einen kleinen Überblick durch das Gebäude zu bekommen. Ich kannte ja schon manches, monkel aber noch nicht. Zum Ende hin hatten wir aber beide einen recht guten Überblick. :)
Konkret hab ich beispielsweise auch mal am POC Helpdesk (Phone Operation Center) mitgeholfen. Da saß ich eigentlich die ganze Zeit mit ein paar Leuten herum und hab die DECT Telefone der Besucher ins DECT Netz eingebunden. Letztes Jahr hatte ich auch mein Telefon dabei, konnte es aber nicht einbuchen. Es war einfach nicht kompatibel. :) Das fand ich sehr spannend, da dort auch sehr viele Leute zu uns kamen. Viele Deutsche, aber auch oft Leute die mit einem Englisch gesprochen haben. Es war eigentlich der interessante Job, den ich gemacht habe. Irgendwann später hab ich mich noch zum NOC Helpdesk (Network Operations Center) gemeldet. Da kamen dann auch Leute, die Probleme mit dem WLAN hatten oder fragten, wann das WIKI wieder erreichbar ist. Aber dort war der Nerdfaktor doch ziemlich hoch. Die Leute hockten alle vor ihren Rechnern und man musste Tickets erstellen. Entweder bin ich dazu noch normal, oder einfach nicht nerdig genug. Mein Spaßfaktor war dabei sehr gering. An einem Morgen (8 - 10 Uhr) hatten wir beide uns auch mal für eine Schicht der Gaderobe eingeteilt. Die war zu diesem Zeitpunkt noch nicht so stark besucht. Monkel hat es zu einem anderen Zeitpunkt stressiger gehabt.

Dieses Jahr habe ich mich auch mal bewusst an Workshops gehalten. Leider ist dann zum Beispiel der Breaking Bad Crypto ziemlich schnell vollgewesen. Im Nachhinein gab es wohl nochmal eine Session, die habe ich dann aber wieder verpasst. :) Dafür hab ich mich dann zum Arduino Lötworkshop gemeldet. Es gab ein Set mit einem Diavolino zum Selbstlöten und Teilen für einen TV-B Gone zu kaufen. Den Diavolino hab ich erfolgreich zusammengelötet (zwar langsam, aber dafür erfolgreich). Der erste Versuch hat gleich geklappt. Beim zweiten Versuch hab ich die Header (die Teile, wo man die Stecker draufsteckt) nachgelötet und dann ging die LED nicht mehr an. Aber nachdem ich die Stromversorgung ein zweites Mal nachgelötet habe ging es wunderbar. Es ist tatsächlich relativ einfach und macht sogar auch ein bisschen Spaß. Einfach mal was zusammenlöten und es funktioniert dann. Dieses Erfolgserlebnis hab ich ja leider nicht immer. So hab ich damals im Technikunterricht in der Realschule eine Schaltung zusammengelötet, mit der man theoretisch mit einer Infrarot Fernbedingung den PC steuern kann. Doch leider hat es nicht funktioniert. Das war ein bisschen ärgerlich. Seitdem hab ich auch meine Finger vom Löten gelassen. Und als ich neulich einen RFID Leser im Geschäft zusammenlöten sollte, hab ich das auch den Fertigungsleiter machen lassen. Naja, das hat auch nicht funktioniert. Aber ich hab vom Hersteller einen zweiten Bausatz bekommen und den werde ich demnächst dann nochmal selbst zusammenlöten. Vielleicht klappt es ja dann diesmal. ;)

Das Tolle am Engel sein war auch folgendes: Es gab kostenloses Essen! Dieses Jahr wohl auch das erste Mal einmal am Tag eine warme Mahlzeit (auch wenn es nur veganes Essen gab). Und man konnte auch kostenlos in der Turnhalle übernachten (statt 5 Euro pro Nacht!). Durch das Arbeiten war man auch etwas eingespannt und war nicht so ganz verloren. Den man kommt mehr oder weniger auch mit den anderen Leuten in Kontakt und wenn gerade nicht so viel los ist kann man auch miteinander reden. :)
Dieses Mal wäre auch ein Binärgewitter Hörertreffen gewesen. Das war allerdings sehr kurzfristig und ich war zu dem Zeitpunkt beim Löten. Trotzdem habe ich den l33tname dann noch getroffen und etwas geplaudert und die 5 Binärgewitter Sticker abgeholt, wie ich mit ihm mal ausgemacht habe. Beim Hörertreffen waren aber dann doch so 26 Leute da. Schade, dass ich nicht dabei war. Wäre sicherlich mal lustig gewesen.

Von den Talks hab ich mir aber auch einiges angeschaut. Der Scada Strangelove Vortrag war zum Beispiel wieder sehr gut und zeigt nun Sicherheitslücken in Heimautomation statt in den großen Industrieanlagen. Die Industrieentwicklungen wurden übrigens gelobt. Es gibt nun deutlich weniger verwundbare Anlagen.
Die Keynote war auch sehr sehenswert. Allerdings mal ein bisschen abseits vom Thema. Er hat einen guten Eindruck über Musik und Politischer Einfluss in Form von Riots. Der Vortragende ist auch Teil der Band Atari Teenage Riot. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, wäre es zum Ende hin auch entspannter gewesen.
Ein amüsanter Vortrag ging noch über die Geschichte des animierten Bildformats GIF. Es gibt schon seit Jahren viele Alternativen, trotzdem wird oftmals immer noch GIF verwendet.
Einen wirklich interessanten Vortrag war über die Überwachungsstation Teufelsberg von einem ehemaligen Mitarbeiter der NSA damals. Einen Eindruck von Fefe darf natürlich auch nicht fehlen. Ich hab das Ende dann nicht mehr mitbekommen, aber die Beschimpfungen waren wohl wirklich ein Ventil gegen all die Enthüllungen von Snowden.
Der Talk "Reconstructing Narratives" ist auch sehr gut.

Ganz besonders neu fand ich den Vortrag eines Theaterprojekts, die ganz bewusst die Folgen von Social Media und der Massenüberwachung ganz drastisch veranschaulichen.

Die alljährliche Deutschstunde mit maha war auch sehr gut. Die Fnord News Show fand ich dagegen etwas lau und bin dann auch dazwischen mal gegangen und zu schlafen.
Ein Vortrag über die "Offenheit" der Industrieswitche fand ich dann auch ganz interessant und gleichzeitig auch wieder erschreckend.
Der Jahresrückblick des CCC muss auch gut gewesen sein, genauso wie "Mit Kunst die Gesellschaft hacken".

Ein sehr schöner Rant von einem Engländer über Computer darf natürlich auch nicht fehlen. Da bekommt man ganz viel Angst über die neuen modernen Autos, da ist so viel Software drin und alles kann kaputt gehen.

Natürlich gibt es noch mehr, aber ich hab auch nicht alles gesehen.

31C3 wirft seine Schatten voraus

Bald ist es wieder soweit. Vom 26.12. - 30.12. findet wieder im CCH in Hamburg der 31C3 statt. Eine Veranstaltung mit vielen Vorträgen, interessanten Menschen und anderen Dingen.
Damit dieses Mal die interessanten Vorträge nicht wieder alle gleichzeitig stattfinden haben die Jungs und Mädels ein Tool namens halfnarp entwickelt. Da sind fast alle Vorträge drin und man kann sich mal raussuchen, welche Vorträge einen interessieren. Aus diesen Daten machen die Zeitplanmenschen dann einen Zeitplan, der nach Möglichkeit wenig Überschneidungen der beliebten Vorträge hat.

Und auch sonst gibt es schon wieder allerlei interessante Dinge im 31C3 Wiki nachzulesen. Tickets kann man auch schon erwerben. Ich war letztes Jahr das erste Mal dort und hab eine Führung von einem Paten mitgenommen. Das war sehr hilfreich und lustig. Dieses Jahr wird es auch wieder die ChaosPatinnen geben. Wer das erste Mal dort ist, sollte sich wirklich an die Paten melden. Es lohnt sich um einen ersten großen Überblick zu bekommen und auch sonst bei Fragen einen Ansprechpartner zu haben.

Ich hab es zwar noch nicht selbst gemacht, aber von vielen gehört, dass es gut sein soll: Man kann sich auch freiwillig für Jobs melden und so nebenbei auch andere Leute kennenlernen und in die interessanten Locations kommen. Ohne diese vielen Freiwilligen Engel würde es nicht so gut funktionieren, da der gesamte Kongress auf die Mithilfe von Leuten aufbaut, die trotzdem auch regulär ihren Eintritt bezahlen. Wahrscheinlich werde ich es dieses Jahr mal ausprobieren.

//Update vom 11.12.2014: Wer auf die Sporthallen spekuliert muss sich noch gedulden und mal öfters hier vorbeischauen ob was neues drin steht.
Noch relativ günstige Betten gibt es noch hier.
Wer mit dem Zug fahren möchte, kann noch versuchen das 99 Euro Ticket von der Bahn zu ergattern. Infos hier. Aber es wird recht schwer, da die interessanten Anreise und Abreisezeiten schon nicht mehr buchbar sind oder nur noch für den überhöhten Preis.

Cya @ 31c3