Freiberufliche Spinnerei

Lass uns mal einfach ein bisschen rumspinnen. Einfach weil ich ja jetzt selbst ein paar Erfahrungen mit meiner Selbstständigkeit gemacht habe. Aktuell bin ich da einfach auf das "Kleingewerbe" festgelegt zumindest für dieses Jahr. Das heißt ich darf maximal 22.000 Euro Umsatz im Jahr machen und verzichte daher auf die MwSt. Vorteile. Das heißt meine Rechnungen sind brutto wie netto gleich. Es kommt keine Mehrwertsteuer drauf. Im Gegenzug bezahle ich meine Rechnungen an die Lieferanten auch voll und darf keine Mehrwertsteuer davon abziehen. Dadurch erspare ich mir ein bisschen Buchhaltungsaufwand und ja es ist gut soweit. Das Ganze läuft aktuell so nebenher. Durch ein bisschen Mundpropaganda bekomm ich hin und wieder mal ein paar Anfragen. Aber aktuell ist es auch etwas ruhiger. Durch meinen Hauptjob bin ich aber aktuell auch gut ausgelastet. Das macht soweit auch Spaß, auch wenn es ab und an doch wieder Reibepunkte gibt. Naja wie überall halt. Manchmal denke ich: "Hm, war es wirklich so gut damals von dem alten Job wo ich 11 Jahre war weg zu gehen." Die Antwort lautet aber immer: JA! Diese Erfahrungen die ich seit Anfang 2019 gesammelt habe, hätte ich sonst nie gemacht und sie haben mich bereichert.
Aber dann gibt es auch noch XING und LinkedIn und man bekommt immer wieder irgendwelche Recruiter Nachrichten. Ist ja immer wieder ein Quell der Freude. Denn egal welche Einstellungen man wählt (aktuell habe ich eingestellt, dass ich kein Interesse an neuen Jobs habe), es wird immer ignoriert. Gut meistens sind die Jobs trotzdem irgendwie passend und einmal hab ich ja sogar meinen letzten Job in Tübingen darüber gefunden.
Jo aber Angebote als Freelancer hab ich dann doch recht selten bekommen. Heute war die erste dabei, nämlich die hier. Da bin ich dann doch erstmal zum Nachdenken gekommen. Wie gesagt kommt ein Wechsel momentan nicht in Frage, da ich eigentlich mit meinem jetzigen Arbeitgeber soweit zufrieden bin.

Aber trotzdem mal ein Spiel mit den Zahlen: Mal angenommen ich würde mit 100 Euro Stundensatz netto reingehen und den Auftrag bekommen und mal angenommen ich würde auch nach diesem Auftrag weitere Folgeaufträge bekommen wäre das am Ende des Jahres ein großer Batzen Geld.
Mal sehr konservativ gerechnet haben wir 20 Tage im Monat. Also 20 Tage x 8 Stunden x 100 € = 16.000 Euro / Monat.
Gehen wir weiter konservativ vor und rechnen wir mal mit 10 Monaten im Jahr, die ich tatsächlich arbeite. Urlaub und Krankheit kommt ja auch immer mal wieder dazu und dann verdient man ja kein Geld. Trotzdem bleiben dann 160.000 Euro Umsatz im Jahr übrig. Gehen wir mal von Gesamtkosten (Sozialversicherungen wie Krankenversicherung, Rente und Pflege, Einkommenssteuer, sonstige Investitionen) von gut der Hälfte aus bleiben halt immernoch 80.000 Euro übrig. Gut eventuell muss man diese 80.000 Euro als Gewinn nochmal versteuern, da bin ich mir noch etwas unschlüssig. Aber trotzdem wäre das immer noch ein großer Batzen.

Die Sache ist halt eben auch wieder die: Ich muss erstmal die richtigen Aufträge finden. Gleichzeitig muss der Auftraggeber bereit sein den Stundensatz von 100 Euro netto zu bezahlen. Ich denke dieser Stundensatz ist durchaus realistisch. Wenn ich sehe, was unsere Dienstleister pro Stunde aufrufen (120 bis 169 Euro netto im Raum Stuttgart) sind 100 Euro fast geschenkt.
Gleichzeitig kommt dann auch wieder der Zweifel: Kann ich das wirklich was gefordert wird? Werden die Auftraggeber auch die Rechnungen bezahlen?
Andererseits sehe ich dann unsere Dienstleister. Das sind auch nur Menschen. Es klappt nicht immer alles. Aber wir als Firma sind trotzdem bereit die Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Die haben Erfahrung und machen diese Dienstleistungen (egal ob eine spezielle Installation, Support oder Beratung) eben täglich und haben einen großen Wissensvorteil. Das kann man sich zwar auch alles selbst aneignen. Aber manchmal kann dies auch gut nach hinten losgehen.
Zum Beispiel wenn man eine Teams Instanz so verbiegt, dass im Besprechungsraum kein Kalender auf dem Terminal angezeigt werden kann. Ich war es ja nicht. So gesehen: Wenn ich solche Kunden bekommen würde wäre das auch sehr nervenaufreibend.

Aber es ist trotzdem ein schöner Traum. Schauen wir mal, wie dieses Jahr so läuft. Vielleicht lohnt sich dann der Wechsel auf die volle Selbstständigkeit (mit Umsatzsteuer-ID und Mehrwertsteuervorteil). Irgendwie hab ich eben auch ein bisschen Blut geleckt.

Falls ihr Erfahrungen habt: Sind meine Zahlen einigermaßen realistisch oder hab ich doch kompletten Unsinn geschrieben?