...lassen sich auch gut mit folgendem Satz zusammenfassen: "Das kannste schon so machen, aber dann isses halt kacke."
Die ersten Tage war mein Vorgänger ja noch da und wir haben gemeinsam viele Außenstellen und insbesondere die Feuerwehren inspiziert. Wir erinnern uns an meine Bewerbungsphase damals. Eine meiner Hauptmotivationen war die Feuerwehr: Zum einen bin ich wieder tagesverfügbar für die Feuerwehr und kann im Alarmfall mal kurz abhauen. Zum anderen hat die Feuerwehr Calw seit 2019 einen eigenen Server. Aber die Kameraden vergessen auch immer wieder Passwörter. Oder es muss halt mal was installiert werden. Einfach Dinge, die in der Vergangenheit nicht so gut liefen und wo ich jetzt aktiv Veränderungen und Verbesserungen einbringen kann.
Zum einen sollte mal dringend ein manuelles Backup erstellt werden. Der Server steht nämlich einfach so rum und wenn der heute mal die Grätsche macht, wird es ganz schnell ungemütlich. Zum anderen soll eine Glasfaserverbindung als Standortvernetzung geschaffen werden. Dann wird das Feuerwehrnetz aufgelöst und ins städtische Netz integriert.
Das hat neben den Vorteilen der Administration für die Stadt IT auch Vorteile für die Kameraden. Die Datenablage, die nur lokal im Feuerwehrhaus bedienbar ist, wandert in die Cloud. So können die Ausbilder ihre Unterlagen gemütlich von daheim zugreifen. Sowas hätte man aus heutiger Sicht auch schon 2019 machen können. Aber damals gab es noch einen anderen Bürgermeister und Cloud war vor Corona immer ein Tabu. Der Server wird trotzdem weiterhin benötigt, da hierauf Drägerware läuft und damit alle wichtigen Daten für das Feuerwehrinventar inklusive die ganzen Atemschutzgeräte dokumentiert. Das lokale Netzwerk macht also durchaus Sinn. Aber der Server wird dann einfach virtualisiert und damit der Server obsolet. So muss nur noch lokale Funktechnik von Selectric vorgehalten werden.
Das Ganze wird also definitiv besser als heute.
Andererseits ist es auch spannend zu sehen, wie viele Fritzboxen an den einzelnen Standorten teilweise aufgebaut sind. An manchen Standorten immer nur eine Fritz!Box. An anderen wieder zwei. Ist nicht immer ganz logisch warum das so ist.
Gleichzeitig war überall immer ein WLAN eingerichtet. Genau am 6.2. hatten wir abends wieder einen Übungsabend und unser Abteilungskommandant wollte auch ein paar YouTube Videos zeigen. Leider wussten natürlich viele Kameraden das WLAN Passwort und so war das Netz voll. Im Laufe der Zeit hab ich nun alle WLANs mal umgesteckt, damit diese nicht mehr im Feuerwehr Netz sind. Denn das WLAN ist schon gewünscht, aber es ist immer auch nur für die Smartphones gedacht. Nach einigen Gesprächen mit den Kommandanten war auch schnell klar, dass es auch ok ist, wenn ich das WLAN ans reine Internet hänge. Will man auf Dateien im Feuerwehr Netz zugreifen, wird dazu einfach das LAN per Kabel verwendet. Die LAN Dosen dazu sind auch recht großzügig im Haus verteilt.
Also in diesem Bereich hab ich schon ein bisschen Ordnung hereingebracht.
Aber es geht weiter mit Dingen, die man sicher auch in der freien Wirtschaft vorfindet, aber im ÖD scheinbar immer so ist. Ein Serverschrank, der einfach mal in 3 Meter Höhe an der Wand neben dem Feuerwehr Auto steht. Ja gut, es war damals einfach kein anderer Platz möglich. Und es hieß wohl: "Ja da muss man nur am Anfang zur Installation hin!" Das ein Netzwerkschrank aber auch Potenzial für Veränderungen bietet war damals wohl niemand bewusst. Bis ich dann erstmal in den Schrank gekommen bin war auch abenteuerlich. "Ja guck mal, da steht doch das Feuerwehr Auto. Übers Dach kommt man ja auch hin." Hab ich dann auch so gemacht, beim zweiten Mal hab ich dann doch die Bockleiter aus dem ersten Stockwerk geholt. So kam ich wenigstens etwas sicherer an die Sachen heran.
Und dann gibt es noch viele weitere Dinge, wo man sich einfach wie in Schilda vorkommt.
"Oh wir haben Fenster vergessen. Na gut, dann tragen wir halt die Sonnenstrahlen ins Gebäude rein."
Das Hauptproblem ist einfach: Es gibt sehr wenig Dokumentation. Ja kann ich auch verstehen. Denn damaligen Kollegen war einfach alles klar, weil sie es selbst aufgebaut haben und es bis 2021 auch keine weiteren Kollegen gab. Aber das macht es nun für Nachfolger wie mich einfach sehr schwer teilweise an Informationen zu kommen. Besonders haarig finde ich das bei Fritzboxen. Da fehlen mir einfach noch zwei Passwörter. Eine Fritz!Box hat nur Internet und sollte somit einfach neu konfigurierbar sein. Die andere macht leider die Haustechnik und Telefon und Fax mit. Das macht mir also eher Bauchschmerzen. Aber gut, ich lasse es einfach mal so weiterlaufen und irgendwann, wenn ich dazu komme, wird es halt neu aufgesetzt.
Was anderes: Wir hängen am kommunalen Netzwerk. Das hat natürlich viele Vorteile. Erstens werden einige Anwendungen darüber per Citrix bereitgestellt und auch supportet. Andererseits haben wir dafür einen privaten IP Adressbereich zugewiesen bekommen. Aus irgendwelchen Gründen wird dafür aber kein DHCP Server aufgesetzt, sondern jede einzelne IP Adresse händisch vergeben. Also gut, dass hab ich am Anfang meiner Karriere auch mal gemacht, aber da waren es 20 Rechner. Im Laufe der Jahre wurde der Server ersetzt und der Windows DHCP Server wurde ganz schnell aktiviert. Das macht ja auch einfach Sinn. Weiter gibt es einen harten Proxy mit dem man ins Internet kommt. Allerdings haben dann wieder manche Anwendungen das Problem, dass sie dadurch keine Server erreichen können. Ja ein Proxy ist gut, aber das könnte man per Firewall doch viel besser lösen. Ein Proxy ist halt einfach ein Burgtor und dann ist erstmal alles geblockt. Hat man sich authentifiziert geht es auf. Dummerweise haben manche Anwendungen aber keine Proxy Authentifizierung mehr.
Diese statische Adresszuweisung finde ich auch doof, weil man dann auch wieder jeden neuen Rechner in eine Excelliste eintragen muss und alte Rechner auch wieder austragen.
Ansonsten ist die Stadt aber scheinbar auf einem aktuellen Stand. Habe bisher nur Windows 10 / 11 Laptops und Rechner gesehen und die paar Server, die wir haben sind, auch soweit auf 2019. Ok, eine uralte Zeiterfassung hängt noch auf Windows 2003, aber die hängt nicht im Internet.
Ansonsten sind die meisten Kollegen, die mir bisher begegnet sind nett, ruhig und verständnisvoll. Manche haben ihre Eigenheiten, aber die hab ich selbst ja auch. Was ich schnell gelernt habe. Es hilft wenn man mit den Kollegen spricht. Denn manchmal wird dann die Straße innerhalb von mehreren Jahren mehrmals aufgerissen und dann kommt die IT und will nochmal aufreisen um das Glasfaserkabel reinzulegen.
Insgesamt ist es halt einfach öffentlicher Dienst. Seitdem ich selbst dort schaffe wundert mich das mit dem BER auch nicht mehr wirklich. IT Technisch gibt es noch einige Verbesserungsmöglichkeiten, aber insgesamt sind wir als Kollegenkreis (bis auf unsere Buchhaltungsfee alle bisher nur männlich) recht breit gefächert. Jeder hat so seine Stärken und Schwächen. Das Thema mit dem Fax ist für mich so ein Dauerbrenner. Aus IT Sicht bin ich auch dafür es nicht mehr zu wollen, aber aus Feuerwehr Sicht ist es aktuell einfach noch unverzichtbar. Ist halt ein Alarmfax. Andererseits bekommen die Kommandanten auch immer sehr schnell die Alarmmeldungen per E-Mail zugestellt.
Fax ist ja nun nicht wirklich sicherer als E-Mail. Der einzige Grund ist, dass das Fax nach wie vor als einziges rechtkräftiges Medium erlaubt ist.
Also: Chaos beschreibt den ÖD ganz gut. Aber ich bin immer noch positiv gestimmt, dass wir als IT Abteilung den Laden auch deutlich modernisieren können. Der politische Wille ist mit dem aktuellen OB Kling auf jeden Fall da, das vereinfacht es uns recht deutlich.
Wenn ich da so an meine letzten Jahre zurückdenke, saß ich halt hauptsächlich immer im Büro und hab meine Aufgaben per Telefon, E-Mail und eben direkt am Computer erledigt. Nun ist es eher so, dass ich mal zu den Standorten rausmuss und Dinge wieder vor Ort konfigurieren. Das war anfangs auch kurz eine Umgewöhnung, aber das macht es bisher auch noch spannend, weil es gleichzeitig auch gut herausfordernd ist.
Wenn wir es jetzt dann noch die nächsten Jahre hinbekommen, manches grundlegende wie DHCP und Sicherheit zu verbessern, werde ich auch mal ohne große Schmerzen einen Pentest durchführen lassen können. Sollten wir das heute machen, wüsste ich das Ergebnis schon.
Es gibt auch positive Dinge. Wirklich nur 39 Stunden pro Woche. Es gibt keinen Zwang für Überstunden, aber manchmal bietet es sich halt an, um was fertig zu machen. Donnerstags gibts nachmittags immer noch Kaffee und Kuchen. Und es gibt insgesamt keinen wirklichen Stress. Klar, wenn eine Kollegin vom Einwohnermeldeamt anruft, sollte man sich schon schnellstmöglich anrufen, da hier Kundenverkehr ist. Andererseits gibt es EC Terminals die seit 2 Jahren beschafft sind und die SAP Schnittstelle das halt einfach nicht kann.
Und es wird insgesamt viel gelacht und miteinander geschafft. Zumindest in der IT.