Das Leben ist manchmal nicht so geradlinig, wie man es sich manchmal wünscht. Immer wieder kommen Hindernisse und Steine, die man überwinden muss, damit es weitergeht. Wenn ich da so an das letzte dreiviertel Jahr zurückdenke, wird es spannend. Nach außen hin immer irgendwie alles in Ordnung. Paar lustige Bilder im Status gepostet, paar bissige Kommentare von sich gegeben und bei vielen Feuerwehr Einsätzen dabei gewesen. Doch kaum war ich dann wieder daheim oder auf dem Weg zur Arbeit war immer so oft das Grübeln im Vordergrund. Irgendwie Antriebslosigkeit wenn es um die Planung vom Sommerurlaub geht. Immer viel zugesagt und sich beschäftigt gehalten. So war ich wenigstens unter Leuten und nicht alleine daheim.
Meine Devise ist: Leg dich niemals mit dem Motorrad im Landkreis Calw hin. Dann kommen nur wieder Kameraden, die dich kennen und das sollte man vermeiden. Die eigenen Leute zu bergen ist immer schlimmer als jemanden, den man nicht kennt. Dann einfach weiter weg, wo dich erstmal niemand kennt.
Das Spannende ist einfach, dass ich seither auch mal öfter ohne große Schutzkleidung unterwegs war. Aber irgendwie ist trotzdem nichts passiert. Getreu dem Motto: "Wenn Gott will, dass ich weiterlebe, dann passiert nichts. Und wenn nicht, dann ist es mir auch recht."
Das andere ist: Wenn mal wieder ein Feuerwehralarm ist und ich vor Ort im Einsatz bin, funktioniere ich ganz normal. Keine schlimmen Gedanken, alles normal wie man es eben regelmäßig übt. Auch wenn mal ab und zu nicht so tolle Einsätze dabei waren, hat es funktioniert. Nicht zuletzt weil dieses Jahr gut angefangen hat. Im Februar durfte ich im ersten Lehrgang "Maschinist für Hubrettungsfahrzeuge" mitmachen und dabei enorm viel lernen. Und in den darauf folgenden Monaten auch ein paar Mal das Gelernte zum Einsatz bringen. Und dann letzten Samstag das LAZ in Bronze ablegen. Alles schöne Dinge.
Gut im Hintergrund mit der Einführung von unserer neuen Feuerwehr Software gibt es eher viel Kopfzerbrechen, da es oftmals nicht gescheit funktioniert und dann wieder großes Gemecker da ist. Egal, muss man eben durch und versuchen mit dem Hersteller zu sprechen. Von außen betrachtet würde ich sagen: "Dann wechsel halt wieder den Job, hat doch die letzten Male auch gut funktioniert." Ich denk aber eher nicht, dass es am Job liegt, sondern an meiner Verfassung. Die trag ich nämlich immer mit mir mit. Und wenn ich dann wieder den Job wechsel, war der Anfang immer gut, aber irgendwann kam wieder der Punkt, wo es einfach zu viel war.
Mal ganz rational gesprochen. Das Material eines Menschen ist nicht arg viel wert. Gerade mal um die 10 Euro wenn man die chemischen Bestandteile als Grundlage hernimmt. Also gar nicht mal soviel. Klar man kann Organhandel betreiben, aber dann hat man selbst von seinem Leben eigentlich auch nicht mehr viel davon. Von dem her ist das Leben nüchtern betrachtet nicht viel wert. Auch so Dinge wie Hilfsbereitschaft, Mitanpacken, ab und zu nen lausigen Spruch von sich geben ist nichts Besonderes. Das macht jeder andere auch. Auch Wissen, dass man sich über die Jahre angeeignet hat, kann jeder andere auch. Am Ende ist dann einfach jeder Mensch ersetzbar. Der eine kann es vielleicht besser, der andere weniger. Aber am Ende kann jeder Mensch alles irgendwie erlernen, wenn man ihn dahin bewegt. Von dem her, was für einen Unterschied würde es machen, wenn ich mal doch nicht mehr da wäre? Natürlich hab ich in den letzten Jahren auch einige Beerdigungen miterlebt von Menschen, die mir doch auch sehr am Herzen lagen. Meine Großeltern zum Beispiel. Ein Freund, der auch Feuerwehrmann war. Ein paar Motorradfahrer. Das macht es nicht leichter und es waren dann auch immer einige Leute auf der Beerdigung.
Und dann kommt eben doch mal wieder der Alltag. Vielen Leuten fällt nichts auf. Man macht einfach so weiter. "Gehts dir gut?" - "Jo und selbst?" - "Jo auch." Dann wieder den Blick auf die Arbeit und gut ist. Anderen kann man dann doch nichts vormachen und sie sehen es einem an, dass es einem wohl nicht ganz so gut geht. Von dem her: Was für einen Unterschied würde es machen, wenn ich plötzlich nicht mehr leben würde. Meine Eltern und Brüder würden vermutlich traurig sein. Ein paar enge Freunde vielleicht auch. Aber der Rest? Ich meine, jeder ist ersetzbar. Jeder kann Humor lernen und witzige Status Bilder posten. Und irgendwie ist es auch erschreckend einfach sich nach außen hin zu verstellen und sich trotzdem innerlich aufzureiben. Schau mer mal, wohin das alles noch führt.
//Update vom 20.7.2024:
Kaum schreibt man mal wieder über so ein Thema, kommt Samstagnacht gleich wieder ein Alarm mit einer Person, die von einem Gerüst springen möchte. Ist alles gut gegangen. Die Person wurde am Ende gerettet und an den Rettungsdienst übergeben. Es war schon kurzzeitig spannend, weil man ja nicht weiß ob die Person dann wirklich springt. Aber ist dann alles gut gegangen.