Grund zu Danken

Nun hat sich also einiges getan in den letzten Monaten.

Für die letzte, alles entscheidende mündliche Prüfung gebüffelt, beim Abiball das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife entgegengenommen und gewartet und gebetet, während ich auf den Entscheidungsbrief zur Einstellung in den mittleren Dienst bei der Polizei so geduldig wie möglich gewartet habe. Und seither hab ich meinem Nachbarn, der sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht hat [in Zukunft in Beiträgen von mir nur noch als selbstständiger Nachbar erwähnt, weil das kürzer ist], immer wieder, wenn er Hilfe gebraucht hat, unter die Hand gegriffen. Diese Hilfe war manchmal harte und auch juckreizende Arbeit, wenn es ans Hecken schneiden in Böblingen ging. Manche Hecken sind so von stacheligem Unkraut durchwuchert, dass man sich während der ganzen Zeit immer wieder von Dornen  unfreiwillig "impfen" (sprich: picksen) lassen durfte. Nichts desto trotz war und ist es immer wieder ein schöner Moment, wenn man auf die Arbeit der vergangenen 6-8 Stunden zurückblicken darf und sich das Bild, wie es vorher aussah, nochmal vor Augen führt und mit dem aktuellen vergleicht.

Zwischendurch waren die Kräfte meines Vaters, großen Bruders und meinerseits beim familiären Bauernhof in Deckenpfronn gefragt, da nun auch wieder die Heuernte anstand. Viel davon haben wir lose auf Ladewagen verstaut und zu Hause aufgeräumt. Doch noch mehr haben wir zu kleinen Ballen gepresst, auf Hänger verladen und zu Hause wieder abgeladen. Eine stupfige und vor allem staubige Sache, wenn man dann noch ordentlich ins Schwitzen kommt...

Doch ein andermal durfte ich auch wieder Schlepper (so sagt man im Schwäbischen für Traktor) fahren, da wir aus zeit- und wetterbedingten Gründen das restliche Heu von einem mit einer wesentlich größeren Presse ausgestattetem Bauern zu großen Ballen pressen lassen haben. Aufgeladen hat die mein Patenonkel mit einer Gabel am Schlepper befestigt. Anschließdend haben die dann mein Vater, mein anderer Onkel und ich heimgefahren und auf dem Hof per Hydraulik-Kipper runterplumpsen lassen. Hat echt Fun gemacht! 

Doch wie sieht es mit der Bewerbung bei der Polizei aus?

Ich habe alle Tests bestanden und auch die polizeiärztliche Untersuchung fiel positiv aus. Nur: ich habe einen Gesamtschnitt von 104,0 Punkten erreicht und die Mindestpunktzahl für die Einstellung im September liegt bei 108,0 Punkten.

Das habe ich bei durch einen Anruf neulich erfahren. Demnächst wird mir die Post dann einen Brief der Polizei-Personalstelle aus Göppingen überreichen, mit dem ich dann entscheiden muss, ob ich für die Einstellung im März noch in der Warteliste bleiben möchte oder nicht. Meine Entscheidung ist klar: kein anderer Beruf ist wie der der Polizei!

Übrigens: Nach einem Anruf bei meiner Bewerbungsberaterin der Polizeidirektion in Calw wurde schnell klar, dass ich im März mit hoher Wahrscheinlichkeit genommen werde. Erstens sind zu diesem Termin weniger Bewerber in der Warteliste und zweitens wird der Einstellungswert niedriger gesetzt. "Da müsste also schon was ganz dumm laufen, wenn das nicht klappt!", meinte sie.

Was mich auch freut - oder halt! Erst muss ich mal die Situation schildern.

Mein selbstständiger Nachbar hat auch nicht immer Arbeit für zwei und da kam mir eine Anzeige vom h.team, das Schulabgänger für die Mithilfe im Lager sucht, im Calw Journal neulich gerade recht. Der Tobi arbeitet auch dort und sein Chef ist der Vater einer meiner besten Freunde. Also hab ich mich dort nach einem kurzen Anruf sofort professionell per E-Mail beworben, d.h. ich hab mein ausgeklügeltes Bewerbungsschreiben, den Lebenslauf und mein Abi-Zeugnis zu einer einzigen PDF-Datei zusammengeschrumpft, damit mein (es wird noch nichts verraten, also "evtl. zukünftiger") Chef sofort alles im Blick hat und sich nicht mit drei Dateien herumärgern muss.

Also, was mich wirklich total freut, ist, dass ich gestern nach Feierabend vom Hecken schneiden von meinem (immer noch "evtl. zukünftigem") Chef angerufen wurde und wir für heute einen Termin zum Vorstellungsgespräch gefunden haben. Was ich sofort positiv aufgefasst habe, ist, dass er Verständnis dafür hatte, dass ich die Zeit, die ich gestern nach Feierabend (16 Uhr) gehabt hätte, nicht wahrnehmen konnte, da ich zur Jungschar eilen musste. Dass ich bisher bei meinem selbstständigen Nachbarn gearbeitet habe, hat ihm auch nichts ausgemacht.

Und vorhin hatte ich nun ein Vorstellungsgespräch mit ihm, während dem er mich durch seine Firma und vor allem durch den für mich wichtigen Teil der Firma, dem Lager, geführt hat, mir einiges erklärt hat und mich beim Staunen beobachten konnte, als ich die ausgetüftelten computergesteuerten Lagertürme gesehen und durch ihn die Funktionsweise derselbigen erlebt habe.

Alles in allem endete das Gespräch damit, dass er noch drei oder vier andere BewerberInnen die Chance geben möchte, sich zu präsentieren, ich aber auf jeden Fall als zukünftiger Eingestellter in Frage käme.

Etwa eine Stunde später bekomme ich nochmal einen Anruf von ihm mit der Information, dass er sich mit der Verantwortlichen im Lager abgesprochen hätte, dabei herausgekommen sei, dass ich vor zwei Jahren schon einmal bei der Überprüfung der Lagerbestände mitgeholfen hätte und er mich u.a. aufgrund des damals gezeigten Fleißes gerne einstellen möchte. Somit hätten die anderen Bewerber die faire Chance, sich jetzt schon nach einem anderen Job umzusehen und müssten nicht noch länger unnötig hingehalten werden.

Genial! Ihr dürft mal raten, wie hoch meine Luftsprünge vor Freude waren! 

Ab Donnerstag darf ich anfangen, in Vollzeit 40 Stunden in der Woche bis Ende September zu arbeiten! Und das bei einem Drittel mehr vom Stundenlohn, den ich bei meinem selbstständigen Nachbarn bekommen hab. Natürlich lasse ich ihn nicht im Stich, wenn's mal wieder brenzlig wird. Samstags habe ich ja immer noch Zeit. Aber fürs Sparen auf ein eigenes Motorrad und noch viele andere Dinge ist das nun echt wichtig gewesen. Was ich dann ab Oktober mach, weiß ich noch nicht. Und ich muss mir noch Gedanken zu einer Alternative machen, falls mich die Polizei doch nicht nimmt.

Jetzt hab ich jedenfalls erst Mal Grund zu Danken!

Rosige Zeiten

Die Aussichten sind recht rosig: ich bringe meinen Körper in eine ästhetische Form, muss nur noch auf die Zusage für die Einstellung zur Polizei warten, da auch aus polizeiärztlicher Sicht nichts mehr im Weg steht und habe diese Woche inoffiziell keine Schule. Es ist genau eine Woche vor der Notenbekanntgabe und der Benennung des von den ausschlaggebenden Lehrern gewählten Themas (von vier Möglichen) für die mündliche Prüfung, auf die wir dann exakt eine Woche Vorbereitungszeit haben.

Trotzdem nutze ich die Zeit sinnvoll: Jungschar leiten, neue Klamotten kaufen, joggen, joggen, joggen, Muskeln ansetzen, Keyboard spielen und dann auch mal so langsam in Richtung Bibliothek wandern, um mir einen Stapel an prüfungsthemen-orientierter Literatur auszuleihen. Dann gehts weiter mit lesen, lesen, lesen, verstehen und - ganz wichtig, damit ich nicht plagiatsverdächtig werde - alles so gut und so verständlich, wie es nur geht, in eigenen Worten niederschreiben. Dann nochmal den eigenen Text lesen, verstehen, verbessern und allmählich anfangen, Phrasen auswendig zu lernen.

Der Büffelpart wird ab morgen in Angriff genommen. Natürlich habe ich nicht die komplette Zeit so effizient genutzt. Ich hab auch einfach mal wieder abgeschalten und mich entertainen lassen. Da gibt es nämlich so sehenswerte Filme wie "17 Again - Back to Highschool", "Ohne Limit", "Ich und Orson Welles", "Mitternachtszirkus - Willkommen in der Welt der Vampire" und auch Musicals, die ich genossen hab wie "Rock It" und "High School Musical".

Und auch relaxende Songs von Ian McIntosh wie "Flight", "You are holy" und "Always good", während man mit Bildern der letzten Freizeiten in Erinnerungen schwelgt, fördern die Entspannung.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=UOphdAhG1fg[/youtube]

Außerdem hab ich mir neulich mal gedacht, dass es so langsam Zeit wird, mich auch mal zum Blutspenden zu bewegen. Denn erstens will ich endlich Bescheid über meine Blutgruppe bekommen und zweitens wird man ja auch etwas entschädigt, manchmal sogar mit einem kleinen Geldbetrag, wie ich gelesen hab. Mal schauen, ob ich noch ein paar Freunde dazu bewegt bekomme, mitzukommen.

Wieder einen Schritt weiter!

Super! Genial! Die letzte Hürde ist überwunden!
Gestern hab ich die polizeiärztliche Untersuchung hinter mich gebracht. Ergebnis: ich wurde als Polizeidienst-tauglich empfunden.

Trotzdem habe ich heute noch ein mulmiges Gefühl, weil mir noch einige Unkosten bezüglich dessen bevorstehen. Denn es wurde doch einiges festgestellt, was natürlich nicht als negativ bewertet werden muss: Hohlkreuz, keine flache Fußsohle, zwei Weisheitszähne.
Somit war der gestrige Vormittag die reinste Offenbarung.

Vor zwei Jahren war ich zwar schon Mal beim Orthopäden, weil ich mir eben auch Gedanken darüber gemacht habe, ob das nun ein Hohlkreuz ist oder nicht - und vor allem, ob das gefährlich ist.
Der hat meine Lendenwirbelsäule dann geröntgt und gemeint, das Hohlkreuz bilde ich mir nur ein. Das sei alles völlig normal und okay.
Deshalb war ich gestern etwas erstaunt über diese Feststellung.

Nun ja, ich habe jetzt Auflagen erhalten, die ich noch so schnell wie möglich erledigen soll. Da wäre zum einen der Anamnesebogen meines Jugendarztes, da der Anamnesebogen meines jetzigen Hausarztes, bei dem ich seit 2009 bin, nicht ausreicht (sie wollen meine Krankengeschichte bis zum Zeitpunkt vor fünf Jahren).
Bei meinem jetzigen Hausarzt habe ich mir den Bogen am Dienstag ausfüllen lassen und heute die Rechnung bekommen: 20,10 Euro!

Die Arzthelferin sagte mir anfangs noch, es würde wahrscheinlich nichts kosten. Und ich ging davon aus, wenn es was kosten würde, wäre das der Praxisbetrag von 10 Euro pro Quartal. Na, aber all das war wohl nicht wahrscheinlich genug.
Bei meinem damaligen Jugendarzt war ich gestern nachmittag. Der war erst verdutzt, weil ich nur zweimal krank bei ihm erschienen bin - 2006 und 2007. Einmal wegen den Impfungen und einmal wegen Rhinitis. Egal, er hat es ausgefüllt und nichts dafür verlangt, nicht mal meine Krankenkarte.
Bei dem Orthopäden, bei dem ich vor zwei Jahren zum Röntgen meiner LWS war, hab ich gestern diese Bilder auf CD abgeholt - auch kostenlos.

Leider sind damit noch nicht alle Auflagen erfüllt. Ich musste nochmal einen Termin mit ihm vereinbaren, da meine Brustwirbelsäule auch noch geröntgt werden soll.
Da ich sonst auch noch eine Lungenröntgenuntersuchung durchführen lassen muss(te) (die hab ich heute gemacht), hab ich mich gestern noch nach einem Radiologen umgeschaut und bin dann beim Krankenhaus gelandet. Ich dachte mir, vielleicht ist der Besuch beim Orthopäden hinfällig, wenn ich dort gleich beide Auflagen erfüllen kann. Doch nach einem Anruf war klar: wenn ich beide Untersuchungen dort durchführen ließe, stände ich vor einem Kostenberg von 70 Euro.

Also war ich heute dort und hab nur die Lungen röntgen lassen. Und das zu einem Schnäppchenpreis: 26 Euro.
Achja: bei meiner Krankenkasse war ich heute Mittag auch noch. Ich wollte wissen, weshalb sie keinerlei Kosten übernimmt. Antwort: das sei Privatsache. Für Auflagen für Bewerbungen um eine Ausbildungsstelle zahlt sie keinen Cent.
Jetzt hoffe ich bloß, dass das Röntgen der BWS beim Orthopäden nicht auch noch 50 Euro kostet...

Denn: die Kosten werden nicht erstattet und ich habe immer noch nicht die Gewissheit einer sicheren Einstellung in den Polizeidienst.
Fazit: diesen und nächsten Monat bin ich total blank.
Ich kann mich nun nur damit trösten, dass ich evtl. den gesamten Kostenbetrag für die Bewerbung durch die nächste Einkommensteuererklärung wieder zurück erhalte.

Was ich während der Wartezeit bei der pol.ärztl. Unt. jedoch nett fand: es lag ein Neues Testament für Polizisten aus. Im Vorwort stand, dass die Nächstenliebe im Polizeidienst oberstes Gebot ist. Viele christliche Polizisten bekamen schon Zweifel, ob man wirklich nach Gottes Willen handelt, wenn man auch mal gegen Protestanten auf Demonstrationen rauer vorgehen muss.

Die Bibel sagt dazu, dass Gott einen Staat wichtig findet und in diesem auch Recht und Ordnung herrschen soll.
Dennoch geht es meist auch friedlicher: manche Polizisten versuchten, mit einigen Protestanten ein friedliches Gespräch aufzubauen, was meist auch geklappt hat.
Leider muss man dennoch manchmal härter durchgreifen. Die Gesetze müssen schließlich befolgt werden.
Es fanden sich auch noch viele weitere Kommentare/Geschichten im Vorwort, die wirklich interessant waren.

Aber jetzt nochmal dem Ernst der Lage ins Auge geschaut: Ich werde in puren Jubel ausbrechen, wenn ich die Zusage für die Einstellung in den Polizeidienst bekomme, das könnt ihr mir glauben!

Wie steht es um meine Zukunft?

Ganz klar: das weiß nur Gott.
Und ich werd' es auch bald erfahren...
Nachdem ich den Sporttest des Auswahlverfahrens zum mittleren Dienst der Landespolizei Baden-Württemberg letzten Donnerstag erfolgreich bestanden und ich mich danach noch beim multimodalen Interview von meiner authentischsten, sympathischsten und ehrlichsten Seite gezeigt habe, steht nun als nächster großer Schritt das Zentral-Abitur an, das ich in den Fächern Informationstechnik, Mathematik, Deutsch, Religion und als mündliches Prüfungsfach Computertechnik zu bewältigen habe.

Doch um den Wiederholungstest bei der Polizei noch einmal Revue passieren zu lassen:

Der Tag fing total gut an, weil ich mich richtig ausschlafen konnte. Da ich erst zum Sporttest um 10:30 Uhr in der Polizeibereitschaftsdirektion Böblingen erscheinen musste, hatte ich außerdem noch genug Zeit, ausgiebig zu frühstücken und so richtig wach zu werden. Dabei erinnerte ich mich natürlich auch an den großen Fehler, den ich beim letzten Mal begangen habe: ich hatte zu wenig gegessen, was dazu führte, dass ich beim Sporttest ziemlich schnell an meine Grenzen kam - was sich vor allem in Form von Seitenstechen bemerkbar machte.

Während ich so am Frühstückstisch saß, um mir mein Honigbrot in den Mund zu schieben, prägte ich mir nochmals meinen "Spickzettel" ein, den ich mir in den Tagen zuvor anfertigte, da ich vor dem multimodalen Interview doch etwas Bammel hatte. So machte ich mir eben einfach nochmal Gedanken über meine Stärken und Schwächen und besinnte mich vor allem darauf, weshalb ich diesen Beruf, der ganz anders als alle anderen ist, unbedingt haben will.

Als ich dann pünktlich (eine halbe Stunde vor Beginn des Sporttests) ankam, wollte ich mich nach dem Einfahren in die ehemalige Kaserne, die heute die Bereitschaftspolizeidirektion darstellt, anmelden, wie ich es beim letzten Mal auch tat. Doch ich traf eine sympathische junge Dame an, die es sich vermutlich gerade irgendwo gemütlich machen wollte, um den einfahrenden Verkehr zu beobachten, da sie eine Tasse Kaffee und eine Zeitung in der Hand hielt.
Als ich mich gerade mit meinem Einladebrief ausweisen wollte, fiel mir ein, dass ich an wirklich alles gedacht hatte - bis auf die schwindelerregende Tatsache, dass mein Geldbeutel noch zu Hause lag, in dem unter anderem auch mein Personalausweis aufzufinden ist. Doch die junge Dame leitete mich sowieso weiter und so stand ich dann als nächstes vor der Theke des Service-Centers, die mich an ein Büro weiterleiteten, das nicht besetzt war. Also wieder zurück zum Service-Center, wo ich nun erst mal warten musste, da keiner wusste, wo man mich hinschicken sollte. Letztendlich musste ich mich überhaupt nicht ausweisen und wartete wie beim letzten Mal in dem Warteraum für die Bewerber.
Hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich mich nicht unbedingt ausweisen muss, hätte ich auch gleich in den Raum gehen können, da ich ja noch vom letzten Mal wusste, wo er sich befindet.

So konnte ich dann eben nur noch ein paar Minuten vor dem Test zur Ruhe kommen, um mich zu besinnen. Doch als ich in den Warteraum eintrat, saßen dort schon die ersten, die den schriftlichen Test bestanden hatten (also die Bewerber, die zum ersten Mal da waren und nicht, wie ich, zur Wiederholung erschienen). Aus meiner Sicht sahen die alle älter aus, als diejenigen, die ich beim letzten Mal antraf. Wir kamen auf Anhieb miteinander ins Gespräch und so hat man festgestellt, dass wir alle füreinander sind, auch wenn wir ja eigentlich Rivalen sind und jeder um eine Ausbildungsstelle kämpft.

Und dann ging's endlich rüber in die Sporthalle, wo wir alle nach dem Umkleiden erst 12 Minuten zum Aufwärmen Zeit hatten und dann nacheinander zum Koordinationstest antraten. Das war der Part, den ich beim letzten Mal wegen 0,2 s vermasselt habe. Ich hatte jedoch ein gutes Gefühl, da ich die letzten paar Wochen den Parcours nach dem Sportunterricht in der Sporthalle aufbauen und üben konnte, wobei mir meine Sportlehrerin noch einige gute Tips gab, wie ich noch schneller werden konnte. Und so viel mir dann schließlich ein Stein vom Herzen, nachdem mir bekanntgegeben wurde, dass ich mit 14,6 s (von max. 17,0 s) die Hürde von mir genommen habe. Auch alle anderen bestanden diesen Part.

Als nächstes folgte der Schnelligkeitstest, den ich mit 11,6 s bestand (von max. 13,2 s). Und auch hier bestanden alle anderen. Eine allgemeine Heiterkeit war die Folge.

Als es dann jedoch zum Ausdauertest überging, versagte gleich der gesamte erste Durchgang, der sich aus drei Jungs und einem Mädel bildete. So kam auch bei uns, dem zweiten Durchgang (mit mir zwei Jungs und zwei Mädels), so langsam die Versagensangst hervor und wir wurden immer aufgeregter. Doch - welch ein Wunder - wir bestanden alle.

Eine Dreiviertelstunde später war dann das multimodale Interview als nächster Tagesordnungspunkt dran. Erst wurden die anderen drei von drei verschiedenen Beamten/innen abgeholt, bis auch mir ein kräftiger Beamter den Weg zu seinem Büro zeigte. Dort niedergesetzt, durfte ich erst meinen Lebenslauf kurz in 5 Minuten zusammenfassen, dann Fragen zu meiner Zukunft beantworten, meine Stärken aufzeigen und noch persönliche Fragen zu meinem Charakter beantworten, Bsp.: "Wenn Sie eine Entscheidung treffen müssen, die große Konsequenzen auf die weitere Zukunft hat: treffen Sie diese spontan oder mit längerer Bedenkzeit?" --> Klare Antwort von mir: ich denke nach und handle erst dann.

Diese Antwort hielt er mir im Laufe des Gesprächs dann vor, als er das Beispiel brachte, dass, wenn ich mich in einer Situation befinde, in der es um Leben oder Tod meinerseits geht, sprich, wenn ich mit einer Waffe bedroht werde und ich meine auch in der Hand halte, ich nicht erst Zeit hätte, lange darüber nachzudenken, sondern die Entscheidung routinemäßig gefällt werden müsste. Doch für solche Situationen spielt natürlich die eigene Berufserfahrung eine große Rolle - und die werde ich erst noch sammeln.

Als nächstes gab er mir dann einen kleinen Einblick aus seiner Berufserfahrung, in dem er mir auch einige negative Seiten des Polizeiberufs aufzeigte. Dazu gehört z.B., dass ich nicht immer feste Arbeitszeiten genießen kann und auch mal Abstriche in meiner Freizeitplanung machen muss. So kann es auch mal sein, dass ich zwei oder drei Wochenenden nacheinander zusätzliche Schichten einlegen muss und somit keine Zeit für meine Freunde oder meine Familie habe. Dabei würde dann auch schnell ersichtlich, wer meine wahren Freunde seien - alle anderen würden ziemlich schnell den Kontakt zu mir abbrechen.

Ein anderes Beispiel ist die Gefahr, dass es mich psychisch stark mitnehmen könnte, wenn ich die erste ermordete Leiche zu Gesicht bekomme. Außerdem wird von mir verlangt, dass ich schnell selbstständig in meinen Entscheidungen werde und so Verantwortung übernehme.

Ich fand gut, einen weiteren Einblick in den Polizeialltag zu bekommen und kann mich noch an den ersten Satz erinnern, den mir der Beamte zusprach: "Ich will nichts anderes mehr machen, aber würde es nie jemand anderem empfehlen."

Nichts desto trotz steigt meine Sehnsucht mehr und mehr, endlich wissen zu dürfen, dass ich die Ausbildungsstelle habe. Denn zur direkten Einstellung hat es mir nicht gereicht. Ich bekomme etwa in einer Woche Post, in der mir meine Bewertung der Tests mitgeteilt und ein Termin zu meiner ärztlichen Untersuchung mitgeteilt wird.

Das Streben nach Weisheit beginnt mit dem aufrechten Verlangen, etwas zu lernen.
(Die Bibel: Das Buch der Weisheit, 6.17)