Aichele IT Consulting Q1-Q3 2023

Nachdem das Jahr 2023 nun wieder in den Endspurt geht (Heiligabend ist in weniger als 3 Monaten, also denkt an die Geschenke. ), ist es mal wieder spannend, ein Zwischenfazit zu ziehen.
Denn wenn ich zurückschaue, hatte ich im Sommer 2022 mal einen ganz anderen Plan für 2023 im Kopf. Ein bisschen hatte ich deshalb auch im Nebengewerbe vorbereitet. Beispielsweise den Schritt vom Kleinunternehmerstatus (keine MwSt auf Rechnungen ausweisen müssen bis 22.000 Euro Jahresumsatz) zum Vollunternehmer (Rechnungen mit MwSt. ausweisen und damit teurer für den Kunden, aber auch der Vorteil von den Ausgaben die MwSt. abziehen zu dürfen! ) vollzogen. Da mein Kundenkreis sowieso hauptsächlich aus Selbstständigen bestand und nur ab und an mal private Leute dabei waren, macht dies kein großer Unterschied. Es ist sogar eher positiv. Meine Unternehmenskunden können nun endlich auch die MwSt. von meiner Rechnung abziehen und müssen so etwas weniger MwSt. ans Finanzamt abdrücken.
Wenn ich wirklich den Schritt gewagt hätte und statt 5 Tage nur noch 2-3 Tage pro Woche als Angestellter gearbeitet hätte und den Rest der Zeit als Freelancer wäre dies eine Voraussetzung gewesen. Große Firmen brauchen richtige Rechnungen. Im Nachhinein hab ich aber auch festgestellt, dass die meisten Freelance Angebote immer mindestens Projekte mit mindestens 3 Monaten Laufzeit sind und eher 80-100 % Auslastung haben. Ich hätte also mit meinen 40-60 % Auslastung pro Woche eher kaum Projekte gefunden.
Wie man ja in dem letzten Beitrag zum Thema Arbeit lesen kann, bin ich inzwischen doch zur Stadt Calw gewechselt. Wie eben eine schwangere Frau sagen würde: "Ich weiß nicht, wie das passieren konnte."
Nach anfänglichem Gefrotzel bin ich mittlerweile sehr gut bei der Stadt angekommen. Meine Kollegen schätzen mich sehr. Ich schreibe immer wieder humorvolle E-Mails über IT-Themen und man lässt mich einfach machen. Kurzum: Ich bereue den Schritt zur Stadt Calw gegangen zu sein kein Stück. Die brauchen mich und ich darf da gerade richtig viel bewegen. :)

Aber das Spannende ist eben auch, wie sich das Jahr aus Sicht von meinem Nebengewerbe entwickelt hat. Während ich im November 2021 noch kurz Werbung in meinem Whatsapp Status gemacht habe und sogar einen ersten Auftrag bekommen habe, hab ich dieses Jahr bewusst keine Werbung gemacht. Trotzdem kamen bisher schon 13 Rechnungen zusammen, die auch bezahlt sind. Bisher hab ich einfach mal 1541 Euro Netto Umsatz gemacht. Das ist natürlich keine Riesensumme, aber ich hab damit einfach nicht gerechnet. Außerdem muss man ja auch erstmal noch die Zeit finden, für Kunden nebenbei was zu arbeiten, wenn man einen Vollzeitjob hat.
Gut, Anfang des Jahres war es schon fast klar, dass ich 2x 240 Euro garantierten Umsatz haben werden. Ich hab für 2 WordPress Seiten in Betreuung, wo ich regelmäßig nach den Updates schaue und somit eben eine Pauschale von 60 Euro netto pro Quartal verlange. Die eine WordPress Seite ist nach dem 1. Quartal dann erstmal herausgefallen. Somit war noch eine Worpdress Seite mit "garantierten" Einnahmen in meiner Pipeline. Deshalb hab ich im 1. Quartal eher noch mit sehr niedrigem Umsatz rumgekrebst und ich dachte: "Jo wird spannend um die Jahreskosten zu begleichen ... " Aber dann kamen plötzlich Bekannte von mir auf die Idee, dass sie mich auch mal anfragen können. "Hey Tobi, komm doch mal vorbei. Ich muss meine Praxis ein bisschen IT-technisch aufmöbeln." Und plötzlich war dann mal ein Auftrag über knapp 8 Stunden am Start. Als Freundschaftspreis hab ich dann statt meinen 80 Euro netto nur 70 Euro netto pro Stunde verlangt, aber hey es war einfach mal gigantisch zu sehen. Einfach mal eine Rechnung schreiben über knapp 650 Euro brutto. Sowas macht man nicht alle Tage. Und natürlich wurde es dann auch bezahlt.
Gut, dann hat mich eine Familie aus der Gemeinde angefragt, ob ich mal beim VPN helfen kann. Das sei immer so instabil. Gut, am Ende waren es dann auch 1,5 Stunden und ich hab 150 Euro brutto dafür bekommen. Einfach mal eine Erhöhung meines Netto Stundensatzes von 80 auf knapp 85 Euro. Gut, das macht man ja auch nicht immer.
Aber es ging dann im Sommer weiter. Ein Feuerwehrkamerad hat mich mal wieder angefragt: "Hey, ich hab hier einen Scanner. Richte den doch bitte mal ein!" Ok, bin dann vorbeigekommen und den eingerichtet. Er wollte dann noch eine LAN Verbindung machen, dazu ist es aktuell aus Zeitgründen noch nicht gekommen. Aber wieder 'ne Stunde berechnen können.
Und dann war wieder die befreundete Familie angefragt, dass sie einen neuen Laptop haben, der eingerichtet werden müsste. Ich hab so gedacht. Na ja, 'ne Viertelstunde müsste reichen. Am Ende waren es dann doch wieder 2 Stunden und statt meinen 190,40 brutto hab ich halt 220 Euro brutto bekommen. Das entspricht einem Nettostundensatz von ca. 92,50 Euro. Und so langsam frag ich mich ein bisschen, ob ich vielleicht nächstes Jahr meinen Nettostunden doch ein bisschen erhöhen soll. Ich meine, die Leute schätzen meine Arbeit und zahlen auch ihre Rechnungen und es ist alles teurer geworden.
Klar 80 Euro ist auch nicht ganz wenig. Aber wenn man in die Werkstatt geht, ist es schon länger immer 125 Euro pro Stunde. Jede Werkstatt verlangt also mehr Geld als ich ITler. Aber das ist dann eine Überlegung fürs nächste Jahr.

Das Coole ist einfach: Ich hab für dieses Jahr gehofft, mal einigermaßen die 1000er-Marke an Nettoumsatz zu reisen. Dass es nun über 1500 Euro sind, ist natürlich richtig toll. Denn so kann ich dieses Jahr auch mal etwas Überschuss in einen neuen Geschäftslaptop investieren und werde trotz allem noch einen Überschuss haben. Ich möchte eher nicht mit einem Verlust das Jahr beenden. Diesen Umstand dem Finanzamt zu erklären, wäre sicherlich nicht ganz so einfach. Dann lieber einen Gewinn machen und ein bisschen was ins Unternehmen investieren. Mal schauen, was es für ein Laptop wird. Ein Thinkpad wäre cool, aber die sind dann doch zu teuer. Aber ein HP ProBook 455 G10 hat was für sich. So ein RJ45 Anschluss am Laptop ist nämlich in den meisten Fällen doch ganz schön praktisch ...

Aber auch meine Homepage hat eine kleine Wirkung bekommen. Letztes Jahr war Sommer mit Freunden in Finnland. Und in der zweiten Woche ruft ein potenzieller Kunde bei mir. Ja er hätte da ein Problem mit seinem Laptop, ob ich den zurücksetzen kann. Da ich nicht in Deutschland war, hab ich ihn auf eine Woche später vertröstet. Gut, da war er dann nicht mehr erreichbar bzw. das Problem hatte sich dann von alleine erledigt. Anfang des Jahres hat sich mal ein Anrufer bei mir gemeldet, dass er gerne besseres Internet haben möchte. Gut, er wohnt halt leider am Ende der Welt und außer Starlink (mit 100 Euro monatlich nicht ganz günstig) gibt es keine wirklichen Alternativen, da auch der Mobilfunk nicht berauschend ist. Konnte also leider auch nicht helfen. Aber er hat sich für meine kurze Mühe bedankt. Diesen September rief dann eine Dame an, dass sie Hilfe braucht um ein Microsoft Konto von ihrem Ex-Mann auf dem PC zu entfernen. Zeitlich hat es mir leider auch nicht mehr gereicht. Hab ihr dann den Tipp gegeben, am besten mal alle wichtigen Daten zu sichern und Windows neu zu installieren. Hat sie dann auch gemacht. Hab mich dann mal 2 Wochen später doch nochmal gemeldet, um freundlich nachzufragen, ob sie noch meine Hilfe benötigt. Es war dann keine Hilfe mehr erforderlich, aber sie hat sich gefreut.
Sprich bei 2 von 3 Anfragen per Google / Homepage konnte ich leider aus Zeitgründen nicht helfen. Einer hat halt einfach Pech am falschen Ort mit schlechtem Internet zu wohnen. So gesehen wären Bewertungen bisher eher negativ zu sehen. Aber da ich zumindest immer versucht habe zu helfen bzw. auch mal noch kurz nachgefasst habe, sollte es trotzdem noch einen guten Eindruck hinterlassen. Sprich, ein Eintrag bei Google mit eigener Website bringt am Ende doch auch noch ein bisschen Mehrwert. Aber am besten würde das Ganze funktionieren, wenn ich vollständig selbstständig wäre. Als Nebenselbstständigkeit kommen halt aktuell einfach ein paar Anfragen, die ich aber dann doch auch oft vertrösten muss.

Es ist trotzdem eine spannende Sache mit der Selbstständigkeit. Als Angestellter bekommt man ein festes Gehalt. Als Selbstständiger ist man eben abhängig von der Auftragslage, kann aber auch durchaus mal größere Gewinnspannen rausziehen. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt. Bisher gibt es keinen langfristigen Plan, die Stelle bei der Stadt Calw an den Nagel zu hängen. Dafür macht das Umfeld aktuell zu viel Spaß und das Feedback ist zu gut.

Freiberufliche Spinnerei

Lass uns mal einfach ein bisschen rumspinnen. Einfach weil ich ja jetzt selbst ein paar Erfahrungen mit meiner Selbstständigkeit gemacht habe. Aktuell bin ich da einfach auf das "Kleingewerbe" festgelegt zumindest für dieses Jahr. Das heißt ich darf maximal 22.000 Euro Umsatz im Jahr machen und verzichte daher auf die MwSt. Vorteile. Das heißt meine Rechnungen sind brutto wie netto gleich. Es kommt keine Mehrwertsteuer drauf. Im Gegenzug bezahle ich meine Rechnungen an die Lieferanten auch voll und darf keine Mehrwertsteuer davon abziehen. Dadurch erspare ich mir ein bisschen Buchhaltungsaufwand und ja es ist gut soweit. Das Ganze läuft aktuell so nebenher. Durch ein bisschen Mundpropaganda bekomm ich hin und wieder mal ein paar Anfragen. Aber aktuell ist es auch etwas ruhiger. Durch meinen Hauptjob bin ich aber aktuell auch gut ausgelastet. Das macht soweit auch Spaß, auch wenn es ab und an doch wieder Reibepunkte gibt. Naja wie überall halt. Manchmal denke ich: "Hm, war es wirklich so gut damals von dem alten Job wo ich 11 Jahre war weg zu gehen." Die Antwort lautet aber immer: JA! Diese Erfahrungen die ich seit Anfang 2019 gesammelt habe, hätte ich sonst nie gemacht und sie haben mich bereichert.
Aber dann gibt es auch noch XING und LinkedIn und man bekommt immer wieder irgendwelche Recruiter Nachrichten. Ist ja immer wieder ein Quell der Freude. Denn egal welche Einstellungen man wählt (aktuell habe ich eingestellt, dass ich kein Interesse an neuen Jobs habe), es wird immer ignoriert. Gut meistens sind die Jobs trotzdem irgendwie passend und einmal hab ich ja sogar meinen letzten Job in Tübingen darüber gefunden.
Jo aber Angebote als Freelancer hab ich dann doch recht selten bekommen. Heute war die erste dabei, nämlich die hier. Da bin ich dann doch erstmal zum Nachdenken gekommen. Wie gesagt kommt ein Wechsel momentan nicht in Frage, da ich eigentlich mit meinem jetzigen Arbeitgeber soweit zufrieden bin.

Aber trotzdem mal ein Spiel mit den Zahlen: Mal angenommen ich würde mit 100 Euro Stundensatz netto reingehen und den Auftrag bekommen und mal angenommen ich würde auch nach diesem Auftrag weitere Folgeaufträge bekommen wäre das am Ende des Jahres ein großer Batzen Geld.
Mal sehr konservativ gerechnet haben wir 20 Tage im Monat. Also 20 Tage x 8 Stunden x 100 € = 16.000 Euro / Monat.
Gehen wir weiter konservativ vor und rechnen wir mal mit 10 Monaten im Jahr, die ich tatsächlich arbeite. Urlaub und Krankheit kommt ja auch immer mal wieder dazu und dann verdient man ja kein Geld. Trotzdem bleiben dann 160.000 Euro Umsatz im Jahr übrig. Gehen wir mal von Gesamtkosten (Sozialversicherungen wie Krankenversicherung, Rente und Pflege, Einkommenssteuer, sonstige Investitionen) von gut der Hälfte aus bleiben halt immernoch 80.000 Euro übrig. Gut eventuell muss man diese 80.000 Euro als Gewinn nochmal versteuern, da bin ich mir noch etwas unschlüssig. Aber trotzdem wäre das immer noch ein großer Batzen.

Die Sache ist halt eben auch wieder die: Ich muss erstmal die richtigen Aufträge finden. Gleichzeitig muss der Auftraggeber bereit sein den Stundensatz von 100 Euro netto zu bezahlen. Ich denke dieser Stundensatz ist durchaus realistisch. Wenn ich sehe, was unsere Dienstleister pro Stunde aufrufen (120 bis 169 Euro netto im Raum Stuttgart) sind 100 Euro fast geschenkt.
Gleichzeitig kommt dann auch wieder der Zweifel: Kann ich das wirklich was gefordert wird? Werden die Auftraggeber auch die Rechnungen bezahlen?
Andererseits sehe ich dann unsere Dienstleister. Das sind auch nur Menschen. Es klappt nicht immer alles. Aber wir als Firma sind trotzdem bereit die Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Die haben Erfahrung und machen diese Dienstleistungen (egal ob eine spezielle Installation, Support oder Beratung) eben täglich und haben einen großen Wissensvorteil. Das kann man sich zwar auch alles selbst aneignen. Aber manchmal kann dies auch gut nach hinten losgehen.
Zum Beispiel wenn man eine Teams Instanz so verbiegt, dass im Besprechungsraum kein Kalender auf dem Terminal angezeigt werden kann. Ich war es ja nicht. So gesehen: Wenn ich solche Kunden bekommen würde wäre das auch sehr nervenaufreibend.

Aber es ist trotzdem ein schöner Traum. Schauen wir mal, wie dieses Jahr so läuft. Vielleicht lohnt sich dann der Wechsel auf die volle Selbstständigkeit (mit Umsatzsteuer-ID und Mehrwertsteuervorteil). Irgendwie hab ich eben auch ein bisschen Blut geleckt.

Falls ihr Erfahrungen habt: Sind meine Zahlen einigermaßen realistisch oder hab ich doch kompletten Unsinn geschrieben?

Vom sich selbständig machen und es erfolgreich bleiben

Auf der diesjährigen Froscon wurde schon mal ein guter Vortrag zum Freelancertum bzw. Selbstständigkeit von Henning Rohde gehalten. Da hier auch allgemeine Tipps für beispielsweise Versicherungen dabei sind, ist es doch recht interessant. Wer gründen will sollte sich das unbedingt mal anschauen. Es sind auf jeden Fall sinnvolle Tipps dabei.
Auch mit Erfahrungen während Corona.