Facebook fördert Denunziantentum

Facebook wird immer lustiger. Die Firma geht mit großem Tamtam an die Börse, nur um kurz danach die Aktie in den Keller fallen zu lassen. Das ist aber an und für sich nichts neues. Zumindest in Deutschland ist dieses Verfahren schon vor einigen Jahren erfolgreich mit der Telekom-Aktie erprobt worden. :)

Doch nun möchte Facebook scheinbar die ehrlichen Benutzer der Plattform zu Denunzianten machen. Der neueste Facebookstreich ist mal wieder verbunden mit einer Neuauflage der AGB von Facebook.
Denn unter 4. steht unter anderem:

"Facebook-Nutzer geben ihre wahren Namen und Daten an und wir benötigen deine Hilfe, damit dies so bleibt."

Nun kann man sich über die Klarnamen-Pflicht streiten und dazu stehen wie man will. Ich persönlich finde es nicht schlecht, wenn jeder mit seinem Namen angegeben ist. So findet man die Leute einfach schneller und muss sich nicht 30 Mal überlegen, wie die Person auf Facebook heißt.

Doch die aktuelle Aufforderung "Facebook zu verbessern" hat es in sich.

"Bitte hilf uns dabei zu verstehen, wie Nutzer Facebook verwenden. Deine Antwort bleibt anonym und hat keinen Einfluss auf das Konto deines Freundes. Ist dies der echte Name deines Freundes?"

Und dazu noch passende Antwortmöglichkeiten:

"Ja"
"Nein"
"Ich kenne diese Person nicht."
"Ich möchte nicht antworten."

Nun soll die Antwort ja eigentlich keine Auswirkungen haben. Doch irgendwie glaub ich dieser Aussage nicht wirklich. Obendrein lädt diese Möglichkeit auch gut zum trollen ein. Wenn ich mich beispielsweise störe, dass viele meiner "Freunde" auf Facebook keine Klarnamen haben könnte ich ja diese einfach so denunzieren. Die AGB muss schließlich eingehalten werden, sonst fällt die DDR äh Facebook auseinander.

Andererseits wäre diese Frage auch optimal für Facebook um seinen Nutzerstamm drastisch zu kürzen. Dumm nur, dass am Ende statt 900 Mio. Nutzer eventuell nur noch 300 Mio Nutzer vorhanden wären. Denn ich würde fast behaupten, dass mindestens zwei Drittel der Nutzer Fakeaccounts sind.

Im Heise-Forum, wo bekanntlich viele Trolle unterwegs sind, wir schon von Stasibook gesprochen.
Andererseits wird auch von einem asozialen Netzwerk gesprochen, was nach dieser AGB-Änderung etwas mehr an Wahrheit gewinnt.
Und zuletzt noch: Das größte Schwein im ganzen Land, ist und bleibt der Denunziant.
Insgeheim würde ich mich ja freuen, wenn viele Leute einfach mal ungehorsam sind und absichtlich falsche Angaben machen. Was ist den Aktionären eine Nutzer-Datenbank mit über 60% Fehleranteil wert? Doch da die Facebooker eher normale Menschen sind, die sich kaum Gedanken über sowas machen, halte ich die Chance für gering. Andererseits gibt es ja auch viele ACTA-Aktivisten und die haben letztendlich doch gesiegt. Der Einsatz hat sich gelohnt, das Gesetz ist vom Tisch!

Ich habe mich schon Anfang diesen Jahres bei Facebook abgemeldet, da ich einfach keine Freude mehr daran hatte. Es ist zwar interessant, was so die Leute von sich posten. Doch insgeheim vermiss ich es nicht wirklich. Im Gegenteil: So habe ich mehr Zeit für die wichtigeren Dinge des Lebens: Konzerte, Nerdveranstaltungen und Podcasts. Und zu guter Letzt gibt es für den kleinen Spaß zwischendurch Twitter.

Quellen:
Heise-Artikel
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