Die Stadt und die Feuerwehr

Die Feuerwehr ist ja oft unterfinanziert. Besonders kleinere Gemeinden haben damit oft zu kämpfen. Die Autos werden immer teurer, die Schutzkleidung leider auch und wenn es eine sehr kleine Dorffeuerwehr ist, hat man vielleicht mal so 10-20 oder auch deutlich weniger Einsätze im Jahr. Aber trotzdem braucht man diese Feuerwehr, denn im Brandfall oder anderen Notfällen will man ja auch Hilfe haben. Dieses Problem haben wir in Calw zum Glück nicht.
Trotzdem hat die Stadt Calw in der Vergangenheit auch immer mal wieder ein besonderes Händchen gehabt. So ist bis 2007 alles gut gegangen und die Registratur war einfach ganz oben im Dachboden verlastet. Was soll auch schon passieren bei morschen Balken und schwerem Papier. Natürlich kam es wie es kommen musste und die ganze Bausubstanz hat nachgegeben. So hat man dann schlussendlich noch die Drehleiter der Feuerwehr genutzt, um schnellstmöglich die vielen Akten aus dem Dachboden zu bekommen. Das Ende vom Lied: Die Drehleiter war am Ende defekt und das Rathaus wurde für 12 Jahre erstmal geschlossen und renoviert. Von außen ist es relativ schön geworden. Aber wenn man mal dort arbeitet, bekommt man ein ganz anderes Bild davon und das Leitbild von Schilda wird immer wieder bestätigt. Man könnte es richtig machen, aber jetzt haben wir leider schon das Haus gebaut und dabei die Fenster vergessen. Dann fangen wir eben die Sonnenstrahlen ein und bringen sie ins Haus hinein. ;)
An neuen Fahrzeugbeschaffungen können wir uns als Feuerwehr zum Glück nicht mehr so stark beschweren. Der letzte Stadtbrandmeister hatte einfach einen Feuerwehrbedarfsplan auf 5 Jahre erstellt, welcher dann durch den Gemeinderat genehmigt wurde. So haben wir in den letzten Jahren Stück für Stück immer wieder neue Fahrzeuge bekommen, weil die alten nach 30 oder sogar 40 Jahren einfach am Ende waren. Hier hat die Stadt die Feuerwehr einfach gut unterstützt und auch ein Stück weit Wertschätzung entgegen gebracht. Schließlich gehört auch Vertrauen dazu, dass die Feuerwehr das Fahrzeug ordentlich benutzt bei Übungen und bei Einsätzen und nicht ständig kaputt macht.

Und dann war da noch meine aktuelle Jobgeschichte. Seit Februar bin ich wie gesagt als IT Administrator bei der Stadt Calw aktiv. Eine Hauptmotivation ist immer noch, die Feuerwehr um die Kameraden und die Kameradinnen (wir haben mittlerweile einige in der Mannschaft) so gut es geht auch IT-mäßig zu unterstützen. Da ich selbst Feuerwehrmann bin, ist der Dienstweg halt nun etwas kürzer und die IT ist greifbarer geworden. Aber wenn ich so manche anderen Aufgaben so mitbekomme und manches vorher schon gewusst hätte, wäre eine Absage für den Job deutlich einfacher gewesen. Man muss da manchmal ein Stück weit masochistisch veranlagt sein. Überall wird immer über eine bestimmte Person geschimpft. Das kommunale Netz bietet uns viele Fachanwendungen an, aber immer noch kein DHCP. Und die Dokumentation war wohl nie wirklich willkommen.
Das Gute dabei ist aber dann wieder, dass ich mittlerweile zumindest im Feuerwehrbereich alles mal gesehen und aufgenommen habe. Einige fehlende Passwörter von Fritzboxen hab ich durch Erraten rausbekommen. Ein Passwort ist immer noch offen, aber da ich dort aktuell noch nichts machen muss, ist mir das aktuell egal. Die Glasfaserleitung des Gerätehauses in Calw zum Rathaus ist beauftragt, so kann der Feuerwehr Server der im Gerätehaus steht abgelöst werden und virtualisiert in unser Netz kommen. Es wurden auch einige neue Laptops und PCs beschafft, welche ich mit der Zeit einfach neu installieren kann. Am Ende steht auch auf dem Plan, die ganze Dateiablage in die Microsoft Cloud zu packen. So können alle Kameraden auch außerhalb der Feuerwehr beispielsweise ihre Ausbildungsunterlagen dort ablegen und es kann ein besserer Austausch stattfinden.
Die Technik mit Sophos Firewall und RED Boxen an den Standorten finde ich recht spannend gelöst. So hab ich gestern mal eine alte RED Box aus dem Feuerwehrnetz in unser städtisches Netz integriert und war begeistert, wie es doch relativ einfach ging. Gut, da schon Vorarbeit geleistet war, konnte ich mich da gut orientieren. Aber mit etwas logischem Denken war es dann doch relativ leicht umsetzbar.

Aber dann ist da noch der Bürgermeister, den ich einerseits für seine Bemühungen in Sachen Digitalisierung sehr schätze und auch loben kann, aber andererseits manchmal nicht mag, weil er manche Dinge einfach wegbügelt. Zum Beispiel das Alarmfax der Feuerwehr. Ja, wir sind da noch etwas altmodisch und das Fax kommt halt noch rein und der erste Kamerad nimmt es mit aufs Fahrzeug und fährt dann raus. Aber manchmal steht da halt vieles drin, was für die erste Anfahrt sehr sinnvoll ist.
Gut, am Ende kommt auch wieder ein Fax heraus und dann wird es abgeheftet. Insgesamt kann man die ganze Zettelwirtschaft eh etwas moderner gestalten. Nicht mehr von Hand schreiben, sondern eine gescheite App bereitstellen, wo dann später auch gesammelt die Einsatzdokumentation und Abrechnung stattfinden kann. Dann würden wir einerseits Papier sparen und andererseits sehr viel Platz für Schränke und Ordner. Und die Sekräterin des Stadtbrandmeisters hätte bei Rückfragen sicherlich die notwendigen Unterlagen leichter zur Hand. Das aktuelle Programm ist aber nicht wirklich toll. Da gibt es modernere und einfachere Tools.

Die Kameraden wollen das Fax aber auch wegen des Katastrophenschutzes. Die Begründung vom Oberbürgermeister ist ja: Es werden überall die Telefonanlagen abgebaut und dann gibt es mit Teams Telefonie eh keine Faxanschlüsse mehr. Jo, das ist nachvollziehbar. Aber Teams als Telefonie Lösung zu verwenden halte ich sowieso für schwachsinnig. Es funktioniert zwar, wenn es mal funktioniert. Aber die meiste Zeit gibt es halt Verbindungsabbrüche oder man hört den Anrufer nicht. In diesem Fall fand ich eine richtige Telefonanlage (auch gerne softwarebasiert) deutlich robuster. Mit der Telefonfunktion innerhalb Teams haben wir zwei große Fehlerquellen. Einmal Microsoft, welche am Teams ständig herumhantieren und dann noch die Telekom, welche auch immer wieder herumhantieren. Da die Telefonie heute eh schon zusammen mit der Funktechnik abgewickelt wird, hoffe ich, dass wir diese normale Telefontechnik noch mindestens so lange im Einsatz behalten, bis Teams wirklich mal 3-5 Jahre ohne größere Probleme gelaufen ist.
Wenn im Rathaus das Telefon mal eine Woche lang nicht tut, sind die Bürger vielleicht genervt, aber wir leben ja in Deutschland. Da passiert das halt mal. Aber die Feuerwehr hat oft auch nachts um 3 Uhr ihre Einsätze und da ist es auch hilfreich, die Leitstelle oder andere Kameraden per Draht (also Festnetztelefon per VoIP) erreichen zu können. Technik, die vorhanden ist, können wir immer noch irgendwie schnell beheben. Eventuell hilft es dann auch einfach die Internetleitung zu überbrücken. Wenn wir aber auf die Teamstelefonie angewiesen sind und die geht nicht, wird es richtig kacke. Wenn dann auch noch das Mobilfunknetz tot ist, wird es auch richtig doof. Gut als Feuerwehr haben wir auch noch unseren BOS Funk, welcher komplett unabhängig von den öffentlichen Netzen ist.

Das werden sicherlich noch ein paar aufreibende Monate und Jahre bei der Stadt. Aber ich bin auch bereit, diese Schritte zu gehen. Am Ende kann ich nämlich mit ordentlichen Rechnern und modernerer Infrastruktur meine Kameraden unterstützen. Wenn es jemand anderes macht, wird er es vielleicht nicht unbedingt schlechter machen. Aber er wird sicherlich nicht immer so zeitlich flexibel sein. 8:30 - 17:00 Uhr alleine reicht halt nicht immer. Manchmal ist halt auch mal abends Hilfe gefragt.
Und diese Flexibilität hat wohl in den vergangenen Jahren immer mal wieder gefehlt. Klar es kommt auch immer auf die Person drauf an, aber wenn sich jemand extra Urlaub nimmt, um mit einem ITler der Stadt zu reden und dann kurz vorher nur per E-Mail absagt, ist es halt kacke. Dann besser ein Telefon in die Hand nehmen und sagen: "Hey tut mir leid, passt heut leider nicht."

Im Übrigen gilt folgender Spruch, der auch auf einer meiner Tasse steht auch hier immer wieder: "Wenn wir alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte."
Nicht falsch verstehen: Ich verbreite damit keinen Aufruf irgendwas anzuzünden. Das macht mir nur wieder Arbeit und unter Umständen kommen damit einige Menschen zu schaden. Das will ich als Feuerwehrmann definitiv vermeiden. Aber wenn mal alles abgebrannt ist, hat man halt auch wieder die Möglichkeit alles neu aufzubauen. Das wäre manchmal deutlich einfacher als immer diese ganzen Provisorien einzubauen.

Der erste Monat bei der Stadt Calw...

...lassen sich auch gut mit folgendem Satz zusammenfassen: "Das kannste schon so machen, aber dann isses halt kacke."
Die ersten Tage war mein Vorgänger ja noch da und wir haben gemeinsam viele Außenstellen und insbesondere die Feuerwehren inspiziert. Wir erinnern uns an meine Bewerbungsphase damals. Eine meiner Hauptmotivationen war die Feuerwehr: Zum einen bin ich wieder tagesverfügbar für die Feuerwehr und kann im Alarmfall mal kurz abhauen. Zum anderen hat die Feuerwehr Calw seit 2019 einen eigenen Server. Aber die Kameraden vergessen auch immer wieder Passwörter. Oder es muss halt mal was installiert werden. Einfach Dinge, die in der Vergangenheit nicht so gut liefen und wo ich jetzt aktiv Veränderungen und Verbesserungen einbringen kann.
Zum einen sollte mal dringend ein manuelles Backup erstellt werden. Der Server steht nämlich einfach so rum und wenn der heute mal die Grätsche macht, wird es ganz schnell ungemütlich. Zum anderen soll eine Glasfaserverbindung als Standortvernetzung geschaffen werden. Dann wird das Feuerwehrnetz aufgelöst und ins städtische Netz integriert.
Das hat neben den Vorteilen der Administration für die Stadt IT auch Vorteile für die Kameraden. Die Datenablage, die nur lokal im Feuerwehrhaus bedienbar ist, wandert in die Cloud. So können die Ausbilder ihre Unterlagen gemütlich von daheim zugreifen. Sowas hätte man aus heutiger Sicht auch schon 2019 machen können. Aber damals gab es noch einen anderen Bürgermeister und Cloud war vor Corona immer ein Tabu. Der Server wird trotzdem weiterhin benötigt, da hierauf Drägerware läuft und damit alle wichtigen Daten für das Feuerwehrinventar inklusive die ganzen Atemschutzgeräte dokumentiert. Das lokale Netzwerk macht also durchaus Sinn. Aber der Server wird dann einfach virtualisiert und damit der Server obsolet. So muss nur noch lokale Funktechnik von Selectric vorgehalten werden.
Das Ganze wird also definitiv besser als heute.

Andererseits ist es auch spannend zu sehen, wie viele Fritzboxen an den einzelnen Standorten teilweise aufgebaut sind. An manchen Standorten immer nur eine Fritz!Box. An anderen wieder zwei. Ist nicht immer ganz logisch warum das so ist.
Gleichzeitig war überall immer ein WLAN eingerichtet. Genau am 6.2. hatten wir abends wieder einen Übungsabend und unser Abteilungskommandant wollte auch ein paar YouTube Videos zeigen. Leider wussten natürlich viele Kameraden das WLAN Passwort und so war das Netz voll. Im Laufe der Zeit hab ich nun alle WLANs mal umgesteckt, damit diese nicht mehr im Feuerwehr Netz sind. Denn das WLAN ist schon gewünscht, aber es ist immer auch nur für die Smartphones gedacht. Nach einigen Gesprächen mit den Kommandanten war auch schnell klar, dass es auch ok ist, wenn ich das WLAN ans reine Internet hänge. Will man auf Dateien im Feuerwehr Netz zugreifen, wird dazu einfach das LAN per Kabel verwendet. Die LAN Dosen dazu sind auch recht großzügig im Haus verteilt.
Also in diesem Bereich hab ich schon ein bisschen Ordnung hereingebracht.

Aber es geht weiter mit Dingen, die man sicher auch in der freien Wirtschaft vorfindet, aber im ÖD scheinbar immer so ist. Ein Serverschrank, der einfach mal in 3 Meter Höhe an der Wand neben dem Feuerwehr Auto steht. Ja gut, es war damals einfach kein anderer Platz möglich. Und es hieß wohl: "Ja da muss man nur am Anfang zur Installation hin!" Das ein Netzwerkschrank aber auch Potenzial für Veränderungen bietet war damals wohl niemand bewusst. Bis ich dann erstmal in den Schrank gekommen bin war auch abenteuerlich. "Ja guck mal, da steht doch das Feuerwehr Auto. Übers Dach kommt man ja auch hin." Hab ich dann auch so gemacht, beim zweiten Mal hab ich dann doch die Bockleiter aus dem ersten Stockwerk geholt. So kam ich wenigstens etwas sicherer an die Sachen heran.
Und dann gibt es noch viele weitere Dinge, wo man sich einfach wie in Schilda vorkommt.
"Oh wir haben Fenster vergessen. Na gut, dann tragen wir halt die Sonnenstrahlen ins Gebäude rein."

Das Hauptproblem ist einfach: Es gibt sehr wenig Dokumentation. Ja kann ich auch verstehen. Denn damaligen Kollegen war einfach alles klar, weil sie es selbst aufgebaut haben und es bis 2021 auch keine weiteren Kollegen gab. Aber das macht es nun für Nachfolger wie mich einfach sehr schwer teilweise an Informationen zu kommen. Besonders haarig finde ich das bei Fritzboxen. Da fehlen mir einfach noch zwei Passwörter. Eine Fritz!Box hat nur Internet und sollte somit einfach neu konfigurierbar sein. Die andere macht leider die Haustechnik und Telefon und Fax mit. Das macht mir also eher Bauchschmerzen. Aber gut, ich lasse es einfach mal so weiterlaufen und irgendwann, wenn ich dazu komme, wird es halt neu aufgesetzt.

Was anderes: Wir hängen am kommunalen Netzwerk. Das hat natürlich viele Vorteile. Erstens werden einige Anwendungen darüber per Citrix bereitgestellt und auch supportet. Andererseits haben wir dafür einen privaten IP Adressbereich zugewiesen bekommen. Aus irgendwelchen Gründen wird dafür aber kein DHCP Server aufgesetzt, sondern jede einzelne IP Adresse händisch vergeben. Also gut, dass hab ich am Anfang meiner Karriere auch mal gemacht, aber da waren es 20 Rechner. Im Laufe der Jahre wurde der Server ersetzt und der Windows DHCP Server wurde ganz schnell aktiviert. Das macht ja auch einfach Sinn. Weiter gibt es einen harten Proxy mit dem man ins Internet kommt. Allerdings haben dann wieder manche Anwendungen das Problem, dass sie dadurch keine Server erreichen können. Ja ein Proxy ist gut, aber das könnte man per Firewall doch viel besser lösen. Ein Proxy ist halt einfach ein Burgtor und dann ist erstmal alles geblockt. Hat man sich authentifiziert geht es auf. Dummerweise haben manche Anwendungen aber keine Proxy Authentifizierung mehr.
Diese statische Adresszuweisung finde ich auch doof, weil man dann auch wieder jeden neuen Rechner in eine Excelliste eintragen muss und alte Rechner auch wieder austragen.

Ansonsten ist die Stadt aber scheinbar auf einem aktuellen Stand. Habe bisher nur Windows 10 / 11 Laptops und Rechner gesehen und die paar Server, die wir haben sind, auch soweit auf 2019. Ok, eine uralte Zeiterfassung hängt noch auf Windows 2003, aber die hängt nicht im Internet.

Ansonsten sind die meisten Kollegen, die mir bisher begegnet sind nett, ruhig und verständnisvoll. Manche haben ihre Eigenheiten, aber die hab ich selbst ja auch. Was ich schnell gelernt habe. Es hilft wenn man mit den Kollegen spricht. Denn manchmal wird dann die Straße innerhalb von mehreren Jahren mehrmals aufgerissen und dann kommt die IT und will nochmal aufreisen um das Glasfaserkabel reinzulegen. ;)

Insgesamt ist es halt einfach öffentlicher Dienst. Seitdem ich selbst dort schaffe wundert mich das mit dem BER auch nicht mehr wirklich. IT Technisch gibt es noch einige Verbesserungsmöglichkeiten, aber insgesamt sind wir als Kollegenkreis (bis auf unsere Buchhaltungsfee alle bisher nur männlich) recht breit gefächert. Jeder hat so seine Stärken und Schwächen. Das Thema mit dem Fax ist für mich so ein Dauerbrenner. Aus IT Sicht bin ich auch dafür es nicht mehr zu wollen, aber aus Feuerwehr Sicht ist es aktuell einfach noch unverzichtbar. Ist halt ein Alarmfax. Andererseits bekommen die Kommandanten auch immer sehr schnell die Alarmmeldungen per E-Mail zugestellt.
Fax ist ja nun nicht wirklich sicherer als E-Mail. Der einzige Grund ist, dass das Fax nach wie vor als einziges rechtkräftiges Medium erlaubt ist.

Also: Chaos beschreibt den ÖD ganz gut. Aber ich bin immer noch positiv gestimmt, dass wir als IT Abteilung den Laden auch deutlich modernisieren können. Der politische Wille ist mit dem aktuellen OB Kling auf jeden Fall da, das vereinfacht es uns recht deutlich.
Wenn ich da so an meine letzten Jahre zurückdenke, saß ich halt hauptsächlich immer im Büro und hab meine Aufgaben per Telefon, E-Mail und eben direkt am Computer erledigt. Nun ist es eher so, dass ich mal zu den Standorten rausmuss und Dinge wieder vor Ort konfigurieren. Das war anfangs auch kurz eine Umgewöhnung, aber das macht es bisher auch noch spannend, weil es gleichzeitig auch gut herausfordernd ist.
Wenn wir es jetzt dann noch die nächsten Jahre hinbekommen, manches grundlegende wie DHCP und Sicherheit zu verbessern, werde ich auch mal ohne große Schmerzen einen Pentest durchführen lassen können. Sollten wir das heute machen, wüsste ich das Ergebnis schon.

Es gibt auch positive Dinge. Wirklich nur 39 Stunden pro Woche. Es gibt keinen Zwang für Überstunden, aber manchmal bietet es sich halt an, um was fertig zu machen. Donnerstags gibts nachmittags immer noch Kaffee und Kuchen. Und es gibt insgesamt keinen wirklichen Stress. Klar, wenn eine Kollegin vom Einwohnermeldeamt anruft, sollte man sich schon schnellstmöglich anrufen, da hier Kundenverkehr ist. Andererseits gibt es EC Terminals die seit 2 Jahren beschafft sind und die SAP Schnittstelle das halt einfach nicht kann. :)
Und es wird insgesamt viel gelacht und miteinander geschafft. Zumindest in der IT.

Die ersten Tage bei der Stadt

Es gibt ja sehr viele Klischees über den öffentlichen Dienst. Die haben noch Faxe, alles dauert Ewigkeiten und ab und zu hat man als Bürger auch mal richtige Grantler vor einem. Das mit dem Grantler kann ich beim Finanzamt nachvollziehen. Als ich letztes Jahr mal angerufen habe wegen einer Änderung zur Regelbesteuerung: "Schicken Sie es mir doch bitte schriftlich!"
Ansonsten Fax gibt es bei der Stadt Calw schon lange nicht mehr. Die Feuerwehr ist die einzige Institution, welche noch ein Fax im Einsatz hat. Die Alarmfaxe müssen halt schnell rauskommen und bisher sind die Fahrzeuge noch nicht so ausgestattet, dass sie die Alarmmeldungen sicher und zuverlässig empfangen könnten. Daher ist das Papier hier immer noch einfachsten und zuverlässigsten.
Alles in allem habe ich bisher auch nur nette Kollegen kennengelernt. Viele sind zwar genervt, dass Teams und die Telefonie darüber nicht gescheit funktioniert. Aber ja wir arbeiten da an einer Lösung. Deshalb hab ich als relativ erste Amtshandlung gleich mal die Leitungen in einem Gebäude auf Kabelbrüche geprüft. Wie zu erwarten gab es hier nichts festzustellen. Dafür gab es eine haarsträubende Überraschung bei der Glasfaserverbindung. Es gibt immer zwei Leitungen zwischen den Gebäuden. Beide waren auch eingesteckt. Aber die obere war halt nicht in Betrieb. Von einem Gebäude zum Hauptgebäude war im Core Switch einfach mal die Stecker falsch gesteckt. Bei der anderen Verbindung zwischen dem Mittelgebäude und einem anderen Gebäude war ein falscher GBIC gesteckt.
Gut, mit Glasfasern hab ich selbst nicht soviel Erfahrung. Hatte das 2014 im Rahmen des Neubaus bei h.team in den Switch reingesteckt und dann nie wieder angefasst. :) Aber hier hat mir ein anderer Kollege dann ein bisschen die Angst genommen und wir haben es zusammen gemacht. Am Ende hat es dann geholfen und beide Strecken laufen auch nun wieder redundant. So kann nun wirklich mal eine Strecke ausfallen, aber es funktioniert eben weiterhin.
"Tue Gutes und spreche darüber!" ist ja unsere Devise. Ich hab die Kollegin darüber informiert, dass wir etwas verbessert haben und sie sich melden sollte. Bisher kam keine positive, aber auch keine negative Rückmeldung. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es nun einfach funktioniert.

Meine Hauptmotivation die Stelle als IT Admin anzutreten war ja auch die Feuerwehr und ihre IT. Seit 2018/2019 gibt es dort einen Server. Der ist da dort und wurde halt eben mehr oder weniger am Leben erhalten, weil einfach Zeit gefehlt hat es richtigzumachen. Der aktuelle Zustand ist definitiv sehr verbesserungsfähig. Viele alte Laptops und Rechner kann man aber nun mittelfristig austauschen und modernisieren. Mein Start bei der Stadt war ja der 1.2. Am 6.2. war dann schon der nächste Übungsdienst. Es war ein Frontalunterricht und eigentlich hätten auch schöne Youtube Videos gezeigt werden sollen. Dafür gibt es beispielsweise ein autarkes WLAN fürs Internet. Aber leider sind die Fritz Repeater eingerichtet worden, aber nicht richtig dokumentiert. So ist es aktuell bedauerlicherweise nicht so einfach möglich sind das Ganze mal anzuschauen. Klar, man kann das Ganze zurücksetzen. Aber wenn man noch nicht genau weiß, was alles dahinter steckt, ist das vielleicht nicht die allerbeste Idee. :)

Zusammenfassend: Es gibt viel Positives, was ich auch selbst erlebt habe. Das IT-Team ist freundlich und hilfsbereit untereinander. Aber im Rahmen des Weggangs vom alten Kollegen hab ich auch erstmal viel Negatives gehört. Dazu auch manches Chaos entdeckt. Alles funktioniert irgendwie, aber Dokumentation war wohl nie so die Stärke im Team. Gut, damals waren sie auch nur zu zweit.
Sprich es gibt viel Potenzial Dinge zu verbessern. Es wird ein mühsamer Weg. Aber genau das macht ja auch irgendwie wieder den Reiz aus. Dinge zu verstehen, zu verbessern und am Ende eben auch dokumentieren. Denn selbst wenn ich hier bis zu meiner Rente bleibe, wird mir die Dokumentation in Zukunft auch weiterhelfen, die Details nochmal nachvollziehen zu können. Ich muss mir nur abgewöhnen dauernd an Stellen vorbei zu kommen, die Facepalm Momente auslösen.
Die Feuerwehr Kameraden freuen sich dagegen aber schon ein bisschen. "Kannst Du mir mal mein Passwort zurücksetzen?" Ja nun kann ich das machen, weil ich eben das Adminpasswort habe für den Server. Den noch nicht optimalen Hintergrund muss ich aktuell einfach noch ausblenden. Aber der wird ja langfristig von mir verbessert.

Interessant ist einfach: Alle 3 IT Kollegen die gewechselt haben, sind alle beim Landratsamt gelandet. Wenn es dort wirklich mehr Ordnung gibt kann ich es verstehen. Aber ich bin nun erst ein paar Tage da. Jetzt hab ich noch die Zeit und Freiheit mir alles genau anzuschauen und konkrete Konzepte zu erstellen. Es fühlt sich auch ein bisschen wieder wie bei h.team an. Da war 2007 auch alles etwas unstrukturiert und mit der Zeit hab ich es dann etwas strukturiert und neu aufgebaut und am Ende eine Umgebung übergeben, die zwar auch noch offene Baustellen (ISDN wurde damals abgekündigt) hatte, aber einigermaßen gut dokumentiert war. Das bezeugt mir heute noch ein Kollege, der mittlerweile bei h.team arbeitet.

"Herr gib mir Geduld. Aber flott!"

Positive Dinge: Donnerstags gibts Kaffee und Kuchen und Freitag um 13 Uhr macht jeder seins. Kaffee und Wasser ist tatsächlich kostenlos für die Belegschaft und Obst soll es bald auch kostenlos geben. Das sind bald Standards wie in der freien Wirtschaft. ;)

Wie ich zur Stadt Calw kam

Seitdem ich Ende 2018 den Schritt gewagt und gegangen bin mir einen neuen Job zu suchen, ist gefühlt ziemlich viel Unruhe drin. Zuerst bis Ende September 2021 in Leinfelden gearbeitet, dann mal geschwind Oktober 2021 bis Februar 2022 in Tübingen gearbeitet, um dann wieder seit März wieder in Leinfelden in der gleichen Firma wie damals zu arbeiten.
Dort haben sich die alten Kollegen erstmal wieder gefreut, bis dann ein langjähriger Kollege im Mai gegangen ist. Ein anderer ist krank geworden und fällt länger aus. Eine andere Kollegin ist Mutter geworden und fällt daher auch aus. Die Motivation im Team war irgendwie auch schon mal deutlich besser. Eigentlich alles Dinge, mit denen man sich arrangieren kann. Die IT Abteilung wird langfristig gebraucht und mein Chef ist mit mir zufrieden. Das Gehalt kommt pünktlich und viel Arbeit wird an Dienstleister ausgelagert. Vor der Sommerpause hatten wir auch noch einen Workshop wo man die einzelnen Punkte aufgeschrieben hat, was dringend verbessert werden soll. Eine bessere Struktur und nicht mehr den Chef als Flaschenhals. Das wurde nun auch umgesetzt und kleine Teams gebildet, mit Teamleitern. Aber ja, da war sie wieder, die latente Unzufriedenheit. Einfach, weil vieles an Dienstleister ausgelagert wurde und ich in manchen Dingen auf meine Kollegen angewiesen war. Besonders frustrierend war die Tatsache, dass Kollegen angerufen haben, dass ihr Outlook nicht mehr tut. Ich hatte recht schnell die Firewall im Verdacht (was sie am Ende auch war). Dann aber erstmal abgeblockt. 3 Wochen lang rumprobiert und die Leute vertröstet. Sogar einig Profile gelöscht und neu erstellt. Tja, ging am Ende immer noch nicht. Dann der Anruf: "Hm, jetzt seh ich was in der Firewall."
Irgendwann im Oktober war dann mal wieder eine Stelle bei der Stadt Calw ausgeschrieben und ein Feuerwehrkamerad hat mich drauf hingewiesen. Da ich letztes Jahr schon mal eine Absage bekommen habe, war meine Motivation nicht wirklich da. Vor allem da ich auch vorhatte nächstes Jahr mal kürzer zu treten und als Freelancer durchzustarten. Also eine recht unmotivierte Bewerbung geschrieben und prompt wurde ich nach der Bewerbungsfrist wieder zeitnah eingeladen. Dann mich ein bisschen unmotiviert angestellt und mich als "Feuerwehrmann mit IT-Kenntnissen" vorgestellt. Ich dachte schon, dass muss ja reichen, die werden mich sicher nicht einstellen.
Dann kam an einem Donnerstag der Anruf vom Personalleiter: "Herr Aichele, ich wollte Ihnen gerade eine E-Mail schicken, die kam aber zurück. Wir würden Sie gerne einstellen." Ich musste da erstmal genauer drüber nachdenken. Da ich den IT-Chef schon von früher kenne, hab ich den am Freitag mal angerufen und mich informiert und was ich eigentlich machen soll. Das Gespräch hat dann meine Motivation abzusagen doch stark gezügelt. Ich sollte auch den Feuerwehrbereich IT-mäßig abdecken. Das klang erstmal gut. Gut das angebotene Gehalt war echt ein bisschen herb. Knapp 800 Euro weniger als ich jetzt habe. Aber das ließ sich schnell ändern. Einfach eine Stufe höher (ich hab ja 15 Jahre Berufserfahrung), dann waren noch 350 Euro brutto weniger. Das ist auch nicht wenig, aber dann am Ende doch verschmerzbar. Ich tausche das ein gegen 84 km weniger Fahren und ca. 1,5 Stunden Fahrzeit am Tag. So gesehen war meine Entscheidung bei der Stadt ja zu sagen relativ schnell klar. Ich hab mir dann nochmal konkret aufgeschrieben, was die positiven Punkte sind:
- Tagesverfügbarkeit für die Feuerwehr
- Ich wohne in Calw und arbeite nun für Calw
-> Ich will für Calw arbeiten und sie mitgestalten.
- Feuerwehrbereich IT-mäßig mitbetreuen
- 39 Stundenwoche und mehr Lebensqualität
- Aktuell interessante Projekte durch die Digitalisierung
-> Es gibt einiges zu tun.
- Ein motiviertes Team
- KEIN F***ING ERP-SYSTEM MEHR!

Die negativen Punkte waren erstaunlich wenig:
- 350 Euro brutto weniger im Monat
- Ich wollte doch eigentlich Freelancer werden

Jo und was macht man am besten nach so einem Lebenslauf wie bei mir. Richtig: Man zweifelt erstmal an der Entscheidung und fragt den himmlischen Chef um Rat. Also hab ich drüber gebetet und am Samstagmorgen hat sich das "Ja" schon recht deutlich angefühlt. Aber ich war doch noch leicht unsicher. Am Sonntag war das "Ja" immer noch da und am Montag auch. Also hab ich am Montag dann erstmal meinem künftigen IT-Chef das so gesagt und gleich danach dem Personalleiter die Zusage gegeben. Dann kam erstmal über eine Woche lang nichts, aber letzten Mittwoch kam die Ansage, dass ich den Vertrag unterschreiben kann. Das hab ich letzten Freitag dann gemacht und mich so mal kurz im neuen Team vorgestellt. Mir wurde auch gleich die große Küche gezeigt "Und hier kannst Du übrigens auch Waffeln backen. "
Ja gut, die Kündigung meinem aktuellen Chef zu sagen war dann nicht so einfach. Er war natürlich nicht amused und die Frage, ob ich früher gehen kann, wurde klar verneint. Kann ich auch verstehen, jetzt hab ich mich gerade wieder in neue Projekte eingearbeitet und die aktuell ausgeschriebenen Stellen können seit Monaten nicht besetzt werden mangels passender Bewerber! Kein Wunder, dass er sauer ist. Ein Tag später hat er in der Abteilungssitzung dann den neuen Plan mit den Teams vorgestellt. Und ich war dann auch rausgestrichen. Ist echt nicht toll, aber am Ende hat er es halt akzeptiert und so fange ich dann ab Februar bei der Stadt Calw an.

Ich seh es diesmal auch nicht als nur meine eigene Entscheidung, sondern irgendwie auch eine Führung vom Chef (also der himmlische). Warum sonst sollte ich sonst einfach völlig unmotiviert eine Bewerbung schreiben, dabei sogar einen Tippfehler in der E-Mail-Adresse hinterlassen (vermutlich unabsichtlich) und am Ende den Job bekommen. Klar, ich hab es auch fachlich drauf und kann auch mit Menschen einigermaßen reden. Aber dass ich am Ende wirklich dort lande und mich schon auf die Stelle freue, ist schon mehr als eine 180 Grad Wende.
Der Spruch passt halt immer und hier besonders gut:

Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Der Mensch dachte, Gott lachte.

Der himmlische Chef ist zwar manchmal zornig und hat durchaus auch schlechte Seiten, aber auch einen sehr guten Sinn für Humor und meint es in der Regel gut mit uns Menschen.

Ja und falls ihr mein Kollege (m/w/d) werden wollt. Es ist aktuell auch noch eine weitere Stelle ausgeschrieben.

Mein Erbe läuft immer noch. :)

Gestern war ich mal wieder im alten Geschäft und wollte meinem alten Kollegen Hallo sagen. Der Gute hat aber diese Woche noch seinen wohlverdienten Urlaub. Stattdessen hab ich seinen neuen Kollegen kennengelernt. Gerade mal seit Anfang Juli da und wohl schon gut reingekommen. Es gab neue Switche, die bald eingebaut werden um noch ein bisschen QoS einzuführen für Teams.

Was ich besonders spannend finde, dass selbst nach meiner langen Zeit, die ich nicht mehr da bin, immer noch über mich gesprochen wird. Meist wohl nur Gutes. Und die Doku die ich damals geschrieben habe, ist wohl immer noch goldwert. ? Ich find das einfach doch erwähnenswert. Scheinbar hab ich damals wohl nicht soviel falsch gemacht. ?

Die Zeit damals bei h.team war im Nachhinein einfach doch was tolles. Ich hab vieles gelernt dabei und das geht eben auch nur bei einem guten Chef. Er fordert aber fördert auch gleichzeitig die Mitarbeiter. So können sich Persönlichkeiten entwickeln und die Firma profitiert dann in vielen Bereichen.

Ich hoffe, dass dies im Bereich IT noch lange so bleibt und der neue Kollege wieder ein paar Jahre dort bleibt. ?

Wenn manches Programm dass schon ewig alt ist, immer noch gut läuft ist es wohl nicht ganz falsch gewesen. Sonst hätte mein Kollege es irgendwann schon längst ausgetauscht. ? Ich glaub die „Chuck Norris Fakten“ sind wohl auch noch drin. Der neue Kollege hat die gestern auch erwähnt. ?

Humor ist einfach sooo wichtig!