Seitdem ich Ende 2018 den Schritt gewagt und gegangen bin mir einen neuen Job zu suchen, ist gefühlt ziemlich viel Unruhe drin. Zuerst bis Ende September 2021 in Leinfelden gearbeitet, dann mal geschwind Oktober 2021 bis Februar 2022 in Tübingen gearbeitet, um dann wieder seit März wieder in Leinfelden in der gleichen Firma wie damals zu arbeiten.
Dort haben sich die alten Kollegen erstmal wieder gefreut, bis dann ein langjähriger Kollege im Mai gegangen ist. Ein anderer ist krank geworden und fällt länger aus. Eine andere Kollegin ist Mutter geworden und fällt daher auch aus. Die Motivation im Team war irgendwie auch schon mal deutlich besser. Eigentlich alles Dinge, mit denen man sich arrangieren kann. Die IT Abteilung wird langfristig gebraucht und mein Chef ist mit mir zufrieden. Das Gehalt kommt pünktlich und viel Arbeit wird an Dienstleister ausgelagert. Vor der Sommerpause hatten wir auch noch einen Workshop wo man die einzelnen Punkte aufgeschrieben hat, was dringend verbessert werden soll. Eine bessere Struktur und nicht mehr den Chef als Flaschenhals. Das wurde nun auch umgesetzt und kleine Teams gebildet, mit Teamleitern. Aber ja, da war sie wieder, die latente Unzufriedenheit. Einfach, weil vieles an Dienstleister ausgelagert wurde und ich in manchen Dingen auf meine Kollegen angewiesen war. Besonders frustrierend war die Tatsache, dass Kollegen angerufen haben, dass ihr Outlook nicht mehr tut. Ich hatte recht schnell die Firewall im Verdacht (was sie am Ende auch war). Dann aber erstmal abgeblockt. 3 Wochen lang rumprobiert und die Leute vertröstet. Sogar einig Profile gelöscht und neu erstellt. Tja, ging am Ende immer noch nicht. Dann der Anruf: "Hm, jetzt seh ich was in der Firewall."
Irgendwann im Oktober war dann mal wieder eine Stelle bei der Stadt Calw ausgeschrieben und ein Feuerwehrkamerad hat mich drauf hingewiesen. Da ich letztes Jahr schon mal eine Absage bekommen habe, war meine Motivation nicht wirklich da. Vor allem da ich auch vorhatte nächstes Jahr mal kürzer zu treten und als Freelancer durchzustarten. Also eine recht unmotivierte Bewerbung geschrieben und prompt wurde ich nach der Bewerbungsfrist wieder zeitnah eingeladen. Dann mich ein bisschen unmotiviert angestellt und mich als "Feuerwehrmann mit IT-Kenntnissen" vorgestellt. Ich dachte schon, dass muss ja reichen, die werden mich sicher nicht einstellen.
Dann kam an einem Donnerstag der Anruf vom Personalleiter: "Herr Aichele, ich wollte Ihnen gerade eine E-Mail schicken, die kam aber zurück. Wir würden Sie gerne einstellen." Ich musste da erstmal genauer drüber nachdenken. Da ich den IT-Chef schon von früher kenne, hab ich den am Freitag mal angerufen und mich informiert und was ich eigentlich machen soll. Das Gespräch hat dann meine Motivation abzusagen doch stark gezügelt. Ich sollte auch den Feuerwehrbereich IT-mäßig abdecken. Das klang erstmal gut. Gut das angebotene Gehalt war echt ein bisschen herb. Knapp 800 Euro weniger als ich jetzt habe. Aber das ließ sich schnell ändern. Einfach eine Stufe höher (ich hab ja 15 Jahre Berufserfahrung), dann waren noch 350 Euro brutto weniger. Das ist auch nicht wenig, aber dann am Ende doch verschmerzbar. Ich tausche das ein gegen 84 km weniger Fahren und ca. 1,5 Stunden Fahrzeit am Tag. So gesehen war meine Entscheidung bei der Stadt ja zu sagen relativ schnell klar. Ich hab mir dann nochmal konkret aufgeschrieben, was die positiven Punkte sind:
- Tagesverfügbarkeit für die Feuerwehr
- Ich wohne in Calw und arbeite nun für Calw
-> Ich will für Calw arbeiten und sie mitgestalten.
- Feuerwehrbereich IT-mäßig mitbetreuen
- 39 Stundenwoche und mehr Lebensqualität
- Aktuell interessante Projekte durch die Digitalisierung
-> Es gibt einiges zu tun.
- Ein motiviertes Team
- KEIN F***ING ERP-SYSTEM MEHR!
Die negativen Punkte waren erstaunlich wenig:
- 350 Euro brutto weniger im Monat
- Ich wollte doch eigentlich Freelancer werden
Jo und was macht man am besten nach so einem Lebenslauf wie bei mir. Richtig: Man zweifelt erstmal an der Entscheidung und fragt den himmlischen Chef um Rat. Also hab ich drüber gebetet und am Samstagmorgen hat sich das "Ja" schon recht deutlich angefühlt. Aber ich war doch noch leicht unsicher. Am Sonntag war das "Ja" immer noch da und am Montag auch. Also hab ich am Montag dann erstmal meinem künftigen IT-Chef das so gesagt und gleich danach dem Personalleiter die Zusage gegeben. Dann kam erstmal über eine Woche lang nichts, aber letzten Mittwoch kam die Ansage, dass ich den Vertrag unterschreiben kann. Das hab ich letzten Freitag dann gemacht und mich so mal kurz im neuen Team vorgestellt. Mir wurde auch gleich die große Küche gezeigt "Und hier kannst Du übrigens auch Waffeln backen.
"
Ja gut, die Kündigung meinem aktuellen Chef zu sagen war dann nicht so einfach. Er war natürlich nicht amused und die Frage, ob ich früher gehen kann, wurde klar verneint. Kann ich auch verstehen, jetzt hab ich mich gerade wieder in neue Projekte eingearbeitet und die aktuell ausgeschriebenen Stellen können seit Monaten nicht besetzt werden mangels passender Bewerber! Kein Wunder, dass er sauer ist. Ein Tag später hat er in der Abteilungssitzung dann den neuen Plan mit den Teams vorgestellt. Und ich war dann auch rausgestrichen. Ist echt nicht toll, aber am Ende hat er es halt akzeptiert und so fange ich dann ab Februar bei der Stadt Calw an.
Ich seh es diesmal auch nicht als nur meine eigene Entscheidung, sondern irgendwie auch eine Führung vom Chef (also der himmlische). Warum sonst sollte ich sonst einfach völlig unmotiviert eine Bewerbung schreiben, dabei sogar einen Tippfehler in der E-Mail-Adresse hinterlassen (vermutlich unabsichtlich) und am Ende den Job bekommen. Klar, ich hab es auch fachlich drauf und kann auch mit Menschen einigermaßen reden. Aber dass ich am Ende wirklich dort lande und mich schon auf die Stelle freue, ist schon mehr als eine 180 Grad Wende.
Der Spruch passt halt immer und hier besonders gut:
Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Der Mensch dachte, Gott lachte.
Der himmlische Chef ist zwar manchmal zornig und hat durchaus auch schlechte Seiten, aber auch einen sehr guten Sinn für Humor und meint es in der Regel gut mit uns Menschen.
Ja und falls ihr mein Kollege (m/w/d) werden wollt. Es ist aktuell auch noch eine weitere Stelle ausgeschrieben.