ePA - Widerspruch zum 15. Januar 2025 erforderlich

Grundsätzlich bin ich eigentlich offen dafür Prozesse zu digitalisieren und die Idee einer elektronische Patientenakte (ePA) finde ich auch weiterhin charmant.
Aber ich würde hier immer eine Abstufung machen.
1. Wird beispielsweise das lokale Rathaus aufgemacht, sind halt meine persönlichen Adressdaten, mein Familienstatus und vielleicht meine Gewerbeanmeldung oder auch mein Bußgeldstatus öffentlich. Na gut, das muss zwar nicht jeder wissen, aber das sind Daten die nicht ultrageheim sind.
2. Wird dagegen das Finanzamt um ihre Daten erleichtert wird es schon spannender. Dannn weiß man schon mehr über mich: Wem spende ich Geld, welche Immobilien besitze ich eventuell, was verdiene ich und welchen Beruf übe ich aus. Durchaus schon Daten, die man eher im engeren Kreis teilt und nicht an die große Glocke hängt.
3. Verliert dagegen die Krankenkasse mal meine Daten wird es schon deutlich blöder. Unter Umständen wissen sie oberflächlich meinen Krankenverlauf oder zumindest bei welchen Ärzten ich war. Da die am Ende ja die Behandlungen bezahlen. Schon mal deutlich kritischer, da man vielleicht auch im engeren Freundeskreis nicht alles miteinander teilt.
4. Wird allerdings nun eine elektronische Patientenakte von mir und allen anderen Bürgern in Deutschland erstellt und zentral gespeichert wird es nochmal deutlich gefährlicher. Wenn hier auch ein Arztbrief oder Behandlungsverläufe drinstehen ist das für meinen behandelnden Arzt durchaus sinnvoll, aber für die breite Öffentlichkeit definitiv nicht vorgesehen. Bestimmte Krankheitsbilder bespricht man vielleicht noch nicht mal mit der eigenen Familie (zumindest nicht sofort). Das wäre für mich also der Supergau.

Nun wird die ePA leider von der Gematik vorangetrieben und leider so stümperhaft, dass jede Firma sofort Insolvenz anmelden könnte wegen der ganzen Schadensersatzforderungen. Aber hier geht es um unser Gesundheitssystem. Das basiert auf Vertrauen und das Vertrauen sollte auch soweit gegeben sein, dass wirklich nur die berechtigten Personen (Patient, Behandler und von mir aus Krankenkasse) Zugriff auf die Patientendaten haben. Jetzt bin ich ja aktuell selbst in der Situation, dass ich mich mit dem Thema "Depression" herumschlagen muss. Grundsätzlich hätte ich die Idee der ePA cool gefunden. Einmal erzählen was ich habe und dann wird es aufgeschrieben. Dann kann der nächste es erstmal durchlesen und noch ergänzende Fragen stellen. So wird sich dann mit der Zeit eine umfangfreiche Akte bilden von mehreren Personen und ich als Patient muss nicht ständig wieder doch manche unangenehmen Dinge benennen. Gleichzeitig bin ich nun seit 20 Jahren Informatiker und habe schon einige Dinge gesehen, die kaputt gehen können. Da sind Viren und Trojaner das kleinere Übel. Wenn Daten abfließen wird es aber richtig kacke. Hier geht es nicht um Geschäftsdaten, welche die Konkurrenz nutzen kann, sondern um Gesundheitsdaten. Auch wenn ich aktuell mit dem Thema Depression relativ offen umgehe, wird es nicht jeder tun wollen. Im Zweifel wird es immer auch irgendwann mal negative Konsequenzen nach sich ziehen. Deshalb muss sowas Sensibles wie eine elektronische Patientenakte (ePA) unbedingt sicher betrieben werden können.
Aus diesem Grund hab ich mich dann die letzten Tage auch dafür entschlossen einen Widerspruch gegen die ePA bei meiner Krankenkasse zu beantragen. Als digitaler Nomade habe ich vor längerer Zeit mal ein Konto bei der AOK beantragt und neulich wieder aktiviert. Der Zugang ist immer noch sehr holprig, aber darüber hab ich dann meinen Widerspruch eingereicht. Das Widerspruch geht aber vermutlich auch auf anderem Wege (Fax, Brief, Besuch in der örtlichen Geschäftsstelle). Ihr solltet vermutlich einen Brief von der Krankenkasse bekommen haben.
Ich finde es ein Unding so etwas aufzuzwingen, in dem man bewusst widersprechen muss. Wenn es weniger kritisch wäre und weniger Sicherheitslücken hätte, wäre ein automatischer Opt-In sinnvoll. Aber bei den aktuellen Lücken ist es zu gefährlich.

Auf dem 38C3 gab es dazu natürlich auch einen Vortrag darüber. Ist recht spannend gemacht.

38C3 - Wir wissen wo dein Auto steht - Volksdaten von Volkswagen

Seit Jahren regen wir uns auf, wenn der Staat zuviele Daten über uns erhebt. Und dann sorgt ein Automobilhersteller dafür, dass er alle Daten mal erhebt und durch schlampige Implementierung wieder verliert. ;) Ihr habt nichts zu verbergen? Ja ich auch nicht. Trotzdem finde ich die Auswertungen interessant, dass man nun weiß, dass auch der MAD oder BND solche Fahrzeuge fährt. Wenn man die Daten dann noch genauer hat, kann man ja wie gesagt auch Profil für ein einzelnes Fahrzeug erstellen. Hier hätte von vornherein gleich eine Funktion eingebaut werden müssen, dass die Geo Daten spätestens nach 24 Stunden wieder gelöscht werden. Dann kann man im Zweifel trotzdem noch den letzten Tag nachvollziehen, aber eben nicht mehr alles komplett.
Hoffentlich wird das ein paar Konsequenzen nach sich ziehen. Denn Autofahren sollte weiterhin einigermaßen anonym möglich sein. Sonst wirds blöd.

Rückblick zum 37C3

Letztes Jahr war vom 27.12. - 30.12.2023 wieder der alljährliche Chaos Communcation Congress. Nach Corona auch endlich wieder in einer realen Umgebung. Das hat einfach gefehlt. Auch wenn die IT-Nerds oft viel im Cyber Raum machen, vieles geht einfach nach wie vor gut im echten Leben besser. Bei einem Tschunk, beim Gespräch in einer Engelschicht oder bei einer echten Reaktion während einem Vortrag. Es gibt einige Vorträge, die erwähnenswert sind. Die Liste wird noch ausgefüllt:

Allerdings ist es auch immer wieder spannend beim Faxgeräteclub vorbei zu schauen. Leute, die in irgendeiner Form für die öffentliche Verwaltung arbeiten und dabei einen IT-Hintergrund haben. Während die letzten Treffen (auf dem Camp im Sommer) eher so ein grober Austausch war, ging es diesmal etwas mehr zur Sache. Sicher um die 50-80 Leute sind in einem Raum zusammengekommen und so hat man sich mal grob zusammengesetzt. Da waren ganz normale Admins da, dann aber auch Leute, die für Opencode arbeiten und offene Programme entwickeln. Wieder andere machen was OKLabs und entwickeln kleinere Karten mit öffentlichen Daten, die sie über die Informationsfreiheitsanfragen bekommen.

An einem Abend gab es mal einen kleinen Workshop wo man grob weitergesponnen hat, wie man die Verwaltung besser machen kann (aus IT Sicht). Oft entwickeln halt doch irgendwelche Leute ohne technischen Sachverstand Gesetze, die dann realitätsfern sind. Beispielsweise die Registermodernisierung. Eine zentrale Datenstelle mit allen Stammdaten von allen Bürgern wäre nicht gut. Wir hatten da vor 90 Jahren einen Österreicher, welche ganze Gruppen unserer damaligen Gesellschaft ausgelöscht hat. Hätte er damals schon die Datenbanken von heute gehabt, wäre das noch viel einfacher gewesen. Genau deshalb sind zentrale Datenbanken nicht erstrebenswert. Gleichzeitig haben wir eben auch heute schon im Meldewesen standortübergreifend die Möglichkeit Daten einzusehen. Das ist ja auch OK, da sich Bürger auch mal in einem anderen Wohnort anmelden.
Gleichzeitig ist es aber auch erstrebenswert, dass viele staatlichen Anträge nicht mehr umständlich per Papier beantragt werden müssen, sondern vieles digital läuft. Hier kommen wir dann aber auch wieder schnell in die Gegebenheiten, dass die IT-Infrastruktur plötzlich viele Lücken aufweisen kann. Wenn gleichzeitig, dann automatisiert Daten über Bürger von anderen Ämtern abgefragt werden können, wird das vermutlich nicht so leicht auffallen. Es ist also nicht so einfach. Da wir hier von Bürgerdaten (also auch die Daten von dir und mir) reden, müssen wir damit sehr sensibel umgehen.
Die Papierform hat hier definitiv noch den Vorteil, dass immer noch ein Mitarbeiter drüber schaut und zuviele Anfragen einfach länger dauern... Wir hatten eine Stunde angesetzt und eine Lösung war nicht zu erwarten. Aber es ist spannend, was für Fragen wir uns hier alle stellen müssen.
Praktischerweise ist es vermutlich am besten, wenn wir in allen Behörden und Verwaltungen die IT auf einen standardisierten Sicherheitslevel anheben. Dann ist die Grundlage geschaffen um auch mal vertrauliche Vorgänge vernünftig zu digitalisieren. Wenn dann eine einzelne Behörde mal gehackt wird, können keine Datendumps von anderen Behörden mehr abgezogen werden.

Das wird alles noch spannend und hoffen wir, dass die politische Lage die nächsten Jahre noch normal sein wird um solche Projekte angehen zu können. Wenn der braune Rotz (die AfD) weiter an Macht gewinnt, hat sich das Ganze eh erstmal erledigt. :(

Anbei ein paar Bilder vom 37C3 und aus Hamburg. An einem Nachmittag bin ich mal rausgegangen und bin an der Elbe entlang gelaufen.

Der 37C3 findet endlich wieder in Hamburg statt

Nach 3 Jahren Ausfall wegen Corona findet der 37C3 endlich wieder live und in Farbe im neu renovierten CCH in Hamburg statt. Ein paar Infos dazu gibts hier. Tickets gibt es noch nicht, werden aber wohl bald wieder verkauft. ;)
Dazu wurden hier Dinge geschrieben.

Ich freu mich auf den Congress und schaue gespannt auf diese Zeit bis dahin.