Die Stadt und die Feuerwehr

Die Feuerwehr ist ja oft unterfinanziert. Besonders kleinere Gemeinden haben damit oft zu kämpfen. Die Autos werden immer teurer, die Schutzkleidung leider auch und wenn es eine sehr kleine Dorffeuerwehr ist, hat man vielleicht mal so 10-20 oder auch deutlich weniger Einsätze im Jahr. Aber trotzdem braucht man diese Feuerwehr, denn im Brandfall oder anderen Notfällen will man ja auch Hilfe haben. Dieses Problem haben wir in Calw zum Glück nicht.
Trotzdem hat die Stadt Calw in der Vergangenheit auch immer mal wieder ein besonderes Händchen gehabt. So ist bis 2007 alles gut gegangen und die Registratur war einfach ganz oben im Dachboden verlastet. Was soll auch schon passieren bei morschen Balken und schwerem Papier. Natürlich kam es wie es kommen musste und die ganze Bausubstanz hat nachgegeben. So hat man dann schlussendlich noch die Drehleiter der Feuerwehr genutzt, um schnellstmöglich die vielen Akten aus dem Dachboden zu bekommen. Das Ende vom Lied: Die Drehleiter war am Ende defekt und das Rathaus wurde für 12 Jahre erstmal geschlossen und renoviert. Von außen ist es relativ schön geworden. Aber wenn man mal dort arbeitet, bekommt man ein ganz anderes Bild davon und das Leitbild von Schilda wird immer wieder bestätigt. Man könnte es richtig machen, aber jetzt haben wir leider schon das Haus gebaut und dabei die Fenster vergessen. Dann fangen wir eben die Sonnenstrahlen ein und bringen sie ins Haus hinein. ;)
An neuen Fahrzeugbeschaffungen können wir uns als Feuerwehr zum Glück nicht mehr so stark beschweren. Der letzte Stadtbrandmeister hatte einfach einen Feuerwehrbedarfsplan auf 5 Jahre erstellt, welcher dann durch den Gemeinderat genehmigt wurde. So haben wir in den letzten Jahren Stück für Stück immer wieder neue Fahrzeuge bekommen, weil die alten nach 30 oder sogar 40 Jahren einfach am Ende waren. Hier hat die Stadt die Feuerwehr einfach gut unterstützt und auch ein Stück weit Wertschätzung entgegen gebracht. Schließlich gehört auch Vertrauen dazu, dass die Feuerwehr das Fahrzeug ordentlich benutzt bei Übungen und bei Einsätzen und nicht ständig kaputt macht.

Und dann war da noch meine aktuelle Jobgeschichte. Seit Februar bin ich wie gesagt als IT Administrator bei der Stadt Calw aktiv. Eine Hauptmotivation ist immer noch, die Feuerwehr um die Kameraden und die Kameradinnen (wir haben mittlerweile einige in der Mannschaft) so gut es geht auch IT-mäßig zu unterstützen. Da ich selbst Feuerwehrmann bin, ist der Dienstweg halt nun etwas kürzer und die IT ist greifbarer geworden. Aber wenn ich so manche anderen Aufgaben so mitbekomme und manches vorher schon gewusst hätte, wäre eine Absage für den Job deutlich einfacher gewesen. Man muss da manchmal ein Stück weit masochistisch veranlagt sein. Überall wird immer über eine bestimmte Person geschimpft. Das kommunale Netz bietet uns viele Fachanwendungen an, aber immer noch kein DHCP. Und die Dokumentation war wohl nie wirklich willkommen.
Das Gute dabei ist aber dann wieder, dass ich mittlerweile zumindest im Feuerwehrbereich alles mal gesehen und aufgenommen habe. Einige fehlende Passwörter von Fritzboxen hab ich durch Erraten rausbekommen. Ein Passwort ist immer noch offen, aber da ich dort aktuell noch nichts machen muss, ist mir das aktuell egal. Die Glasfaserleitung des Gerätehauses in Calw zum Rathaus ist beauftragt, so kann der Feuerwehr Server der im Gerätehaus steht abgelöst werden und virtualisiert in unser Netz kommen. Es wurden auch einige neue Laptops und PCs beschafft, welche ich mit der Zeit einfach neu installieren kann. Am Ende steht auch auf dem Plan, die ganze Dateiablage in die Microsoft Cloud zu packen. So können alle Kameraden auch außerhalb der Feuerwehr beispielsweise ihre Ausbildungsunterlagen dort ablegen und es kann ein besserer Austausch stattfinden.
Die Technik mit Sophos Firewall und RED Boxen an den Standorten finde ich recht spannend gelöst. So hab ich gestern mal eine alte RED Box aus dem Feuerwehrnetz in unser städtisches Netz integriert und war begeistert, wie es doch relativ einfach ging. Gut, da schon Vorarbeit geleistet war, konnte ich mich da gut orientieren. Aber mit etwas logischem Denken war es dann doch relativ leicht umsetzbar.

Aber dann ist da noch der Bürgermeister, den ich einerseits für seine Bemühungen in Sachen Digitalisierung sehr schätze und auch loben kann, aber andererseits manchmal nicht mag, weil er manche Dinge einfach wegbügelt. Zum Beispiel das Alarmfax der Feuerwehr. Ja, wir sind da noch etwas altmodisch und das Fax kommt halt noch rein und der erste Kamerad nimmt es mit aufs Fahrzeug und fährt dann raus. Aber manchmal steht da halt vieles drin, was für die erste Anfahrt sehr sinnvoll ist.
Gut, am Ende kommt auch wieder ein Fax heraus und dann wird es abgeheftet. Insgesamt kann man die ganze Zettelwirtschaft eh etwas moderner gestalten. Nicht mehr von Hand schreiben, sondern eine gescheite App bereitstellen, wo dann später auch gesammelt die Einsatzdokumentation und Abrechnung stattfinden kann. Dann würden wir einerseits Papier sparen und andererseits sehr viel Platz für Schränke und Ordner. Und die Sekräterin des Stadtbrandmeisters hätte bei Rückfragen sicherlich die notwendigen Unterlagen leichter zur Hand. Das aktuelle Programm ist aber nicht wirklich toll. Da gibt es modernere und einfachere Tools.

Die Kameraden wollen das Fax aber auch wegen des Katastrophenschutzes. Die Begründung vom Oberbürgermeister ist ja: Es werden überall die Telefonanlagen abgebaut und dann gibt es mit Teams Telefonie eh keine Faxanschlüsse mehr. Jo, das ist nachvollziehbar. Aber Teams als Telefonie Lösung zu verwenden halte ich sowieso für schwachsinnig. Es funktioniert zwar, wenn es mal funktioniert. Aber die meiste Zeit gibt es halt Verbindungsabbrüche oder man hört den Anrufer nicht. In diesem Fall fand ich eine richtige Telefonanlage (auch gerne softwarebasiert) deutlich robuster. Mit der Telefonfunktion innerhalb Teams haben wir zwei große Fehlerquellen. Einmal Microsoft, welche am Teams ständig herumhantieren und dann noch die Telekom, welche auch immer wieder herumhantieren. Da die Telefonie heute eh schon zusammen mit der Funktechnik abgewickelt wird, hoffe ich, dass wir diese normale Telefontechnik noch mindestens so lange im Einsatz behalten, bis Teams wirklich mal 3-5 Jahre ohne größere Probleme gelaufen ist.
Wenn im Rathaus das Telefon mal eine Woche lang nicht tut, sind die Bürger vielleicht genervt, aber wir leben ja in Deutschland. Da passiert das halt mal. Aber die Feuerwehr hat oft auch nachts um 3 Uhr ihre Einsätze und da ist es auch hilfreich, die Leitstelle oder andere Kameraden per Draht (also Festnetztelefon per VoIP) erreichen zu können. Technik, die vorhanden ist, können wir immer noch irgendwie schnell beheben. Eventuell hilft es dann auch einfach die Internetleitung zu überbrücken. Wenn wir aber auf die Teamstelefonie angewiesen sind und die geht nicht, wird es richtig kacke. Wenn dann auch noch das Mobilfunknetz tot ist, wird es auch richtig doof. Gut als Feuerwehr haben wir auch noch unseren BOS Funk, welcher komplett unabhängig von den öffentlichen Netzen ist.

Das werden sicherlich noch ein paar aufreibende Monate und Jahre bei der Stadt. Aber ich bin auch bereit, diese Schritte zu gehen. Am Ende kann ich nämlich mit ordentlichen Rechnern und modernerer Infrastruktur meine Kameraden unterstützen. Wenn es jemand anderes macht, wird er es vielleicht nicht unbedingt schlechter machen. Aber er wird sicherlich nicht immer so zeitlich flexibel sein. 8:30 - 17:00 Uhr alleine reicht halt nicht immer. Manchmal ist halt auch mal abends Hilfe gefragt.
Und diese Flexibilität hat wohl in den vergangenen Jahren immer mal wieder gefehlt. Klar es kommt auch immer auf die Person drauf an, aber wenn sich jemand extra Urlaub nimmt, um mit einem ITler der Stadt zu reden und dann kurz vorher nur per E-Mail absagt, ist es halt kacke. Dann besser ein Telefon in die Hand nehmen und sagen: "Hey tut mir leid, passt heut leider nicht."

Im Übrigen gilt folgender Spruch, der auch auf einer meiner Tasse steht auch hier immer wieder: "Wenn wir alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte."
Nicht falsch verstehen: Ich verbreite damit keinen Aufruf irgendwas anzuzünden. Das macht mir nur wieder Arbeit und unter Umständen kommen damit einige Menschen zu schaden. Das will ich als Feuerwehrmann definitiv vermeiden. Aber wenn mal alles abgebrannt ist, hat man halt auch wieder die Möglichkeit alles neu aufzubauen. Das wäre manchmal deutlich einfacher als immer diese ganzen Provisorien einzubauen.