Der erste Monat bei der Stadt Calw...

...lassen sich auch gut mit folgendem Satz zusammenfassen: "Das kannste schon so machen, aber dann isses halt kacke."
Die ersten Tage war mein Vorgänger ja noch da und wir haben gemeinsam viele Außenstellen und insbesondere die Feuerwehren inspiziert. Wir erinnern uns an meine Bewerbungsphase damals. Eine meiner Hauptmotivationen war die Feuerwehr: Zum einen bin ich wieder tagesverfügbar für die Feuerwehr und kann im Alarmfall mal kurz abhauen. Zum anderen hat die Feuerwehr Calw seit 2019 einen eigenen Server. Aber die Kameraden vergessen auch immer wieder Passwörter. Oder es muss halt mal was installiert werden. Einfach Dinge, die in der Vergangenheit nicht so gut liefen und wo ich jetzt aktiv Veränderungen und Verbesserungen einbringen kann.
Zum einen sollte mal dringend ein manuelles Backup erstellt werden. Der Server steht nämlich einfach so rum und wenn der heute mal die Grätsche macht, wird es ganz schnell ungemütlich. Zum anderen soll eine Glasfaserverbindung als Standortvernetzung geschaffen werden. Dann wird das Feuerwehrnetz aufgelöst und ins städtische Netz integriert.
Das hat neben den Vorteilen der Administration für die Stadt IT auch Vorteile für die Kameraden. Die Datenablage, die nur lokal im Feuerwehrhaus bedienbar ist, wandert in die Cloud. So können die Ausbilder ihre Unterlagen gemütlich von daheim zugreifen. Sowas hätte man aus heutiger Sicht auch schon 2019 machen können. Aber damals gab es noch einen anderen Bürgermeister und Cloud war vor Corona immer ein Tabu. Der Server wird trotzdem weiterhin benötigt, da hierauf Drägerware läuft und damit alle wichtigen Daten für das Feuerwehrinventar inklusive die ganzen Atemschutzgeräte dokumentiert. Das lokale Netzwerk macht also durchaus Sinn. Aber der Server wird dann einfach virtualisiert und damit der Server obsolet. So muss nur noch lokale Funktechnik von Selectric vorgehalten werden.
Das Ganze wird also definitiv besser als heute.

Andererseits ist es auch spannend zu sehen, wie viele Fritzboxen an den einzelnen Standorten teilweise aufgebaut sind. An manchen Standorten immer nur eine Fritz!Box. An anderen wieder zwei. Ist nicht immer ganz logisch warum das so ist.
Gleichzeitig war überall immer ein WLAN eingerichtet. Genau am 6.2. hatten wir abends wieder einen Übungsabend und unser Abteilungskommandant wollte auch ein paar YouTube Videos zeigen. Leider wussten natürlich viele Kameraden das WLAN Passwort und so war das Netz voll. Im Laufe der Zeit hab ich nun alle WLANs mal umgesteckt, damit diese nicht mehr im Feuerwehr Netz sind. Denn das WLAN ist schon gewünscht, aber es ist immer auch nur für die Smartphones gedacht. Nach einigen Gesprächen mit den Kommandanten war auch schnell klar, dass es auch ok ist, wenn ich das WLAN ans reine Internet hänge. Will man auf Dateien im Feuerwehr Netz zugreifen, wird dazu einfach das LAN per Kabel verwendet. Die LAN Dosen dazu sind auch recht großzügig im Haus verteilt.
Also in diesem Bereich hab ich schon ein bisschen Ordnung hereingebracht.

Aber es geht weiter mit Dingen, die man sicher auch in der freien Wirtschaft vorfindet, aber im ÖD scheinbar immer so ist. Ein Serverschrank, der einfach mal in 3 Meter Höhe an der Wand neben dem Feuerwehr Auto steht. Ja gut, es war damals einfach kein anderer Platz möglich. Und es hieß wohl: "Ja da muss man nur am Anfang zur Installation hin!" Das ein Netzwerkschrank aber auch Potenzial für Veränderungen bietet war damals wohl niemand bewusst. Bis ich dann erstmal in den Schrank gekommen bin war auch abenteuerlich. "Ja guck mal, da steht doch das Feuerwehr Auto. Übers Dach kommt man ja auch hin." Hab ich dann auch so gemacht, beim zweiten Mal hab ich dann doch die Bockleiter aus dem ersten Stockwerk geholt. So kam ich wenigstens etwas sicherer an die Sachen heran.
Und dann gibt es noch viele weitere Dinge, wo man sich einfach wie in Schilda vorkommt.
"Oh wir haben Fenster vergessen. Na gut, dann tragen wir halt die Sonnenstrahlen ins Gebäude rein."

Das Hauptproblem ist einfach: Es gibt sehr wenig Dokumentation. Ja kann ich auch verstehen. Denn damaligen Kollegen war einfach alles klar, weil sie es selbst aufgebaut haben und es bis 2021 auch keine weiteren Kollegen gab. Aber das macht es nun für Nachfolger wie mich einfach sehr schwer teilweise an Informationen zu kommen. Besonders haarig finde ich das bei Fritzboxen. Da fehlen mir einfach noch zwei Passwörter. Eine Fritz!Box hat nur Internet und sollte somit einfach neu konfigurierbar sein. Die andere macht leider die Haustechnik und Telefon und Fax mit. Das macht mir also eher Bauchschmerzen. Aber gut, ich lasse es einfach mal so weiterlaufen und irgendwann, wenn ich dazu komme, wird es halt neu aufgesetzt.

Was anderes: Wir hängen am kommunalen Netzwerk. Das hat natürlich viele Vorteile. Erstens werden einige Anwendungen darüber per Citrix bereitgestellt und auch supportet. Andererseits haben wir dafür einen privaten IP Adressbereich zugewiesen bekommen. Aus irgendwelchen Gründen wird dafür aber kein DHCP Server aufgesetzt, sondern jede einzelne IP Adresse händisch vergeben. Also gut, dass hab ich am Anfang meiner Karriere auch mal gemacht, aber da waren es 20 Rechner. Im Laufe der Jahre wurde der Server ersetzt und der Windows DHCP Server wurde ganz schnell aktiviert. Das macht ja auch einfach Sinn. Weiter gibt es einen harten Proxy mit dem man ins Internet kommt. Allerdings haben dann wieder manche Anwendungen das Problem, dass sie dadurch keine Server erreichen können. Ja ein Proxy ist gut, aber das könnte man per Firewall doch viel besser lösen. Ein Proxy ist halt einfach ein Burgtor und dann ist erstmal alles geblockt. Hat man sich authentifiziert geht es auf. Dummerweise haben manche Anwendungen aber keine Proxy Authentifizierung mehr.
Diese statische Adresszuweisung finde ich auch doof, weil man dann auch wieder jeden neuen Rechner in eine Excelliste eintragen muss und alte Rechner auch wieder austragen.

Ansonsten ist die Stadt aber scheinbar auf einem aktuellen Stand. Habe bisher nur Windows 10 / 11 Laptops und Rechner gesehen und die paar Server, die wir haben sind, auch soweit auf 2019. Ok, eine uralte Zeiterfassung hängt noch auf Windows 2003, aber die hängt nicht im Internet.

Ansonsten sind die meisten Kollegen, die mir bisher begegnet sind nett, ruhig und verständnisvoll. Manche haben ihre Eigenheiten, aber die hab ich selbst ja auch. Was ich schnell gelernt habe. Es hilft wenn man mit den Kollegen spricht. Denn manchmal wird dann die Straße innerhalb von mehreren Jahren mehrmals aufgerissen und dann kommt die IT und will nochmal aufreisen um das Glasfaserkabel reinzulegen. ;)

Insgesamt ist es halt einfach öffentlicher Dienst. Seitdem ich selbst dort schaffe wundert mich das mit dem BER auch nicht mehr wirklich. IT Technisch gibt es noch einige Verbesserungsmöglichkeiten, aber insgesamt sind wir als Kollegenkreis (bis auf unsere Buchhaltungsfee alle bisher nur männlich) recht breit gefächert. Jeder hat so seine Stärken und Schwächen. Das Thema mit dem Fax ist für mich so ein Dauerbrenner. Aus IT Sicht bin ich auch dafür es nicht mehr zu wollen, aber aus Feuerwehr Sicht ist es aktuell einfach noch unverzichtbar. Ist halt ein Alarmfax. Andererseits bekommen die Kommandanten auch immer sehr schnell die Alarmmeldungen per E-Mail zugestellt.
Fax ist ja nun nicht wirklich sicherer als E-Mail. Der einzige Grund ist, dass das Fax nach wie vor als einziges rechtkräftiges Medium erlaubt ist.

Also: Chaos beschreibt den ÖD ganz gut. Aber ich bin immer noch positiv gestimmt, dass wir als IT Abteilung den Laden auch deutlich modernisieren können. Der politische Wille ist mit dem aktuellen OB Kling auf jeden Fall da, das vereinfacht es uns recht deutlich.
Wenn ich da so an meine letzten Jahre zurückdenke, saß ich halt hauptsächlich immer im Büro und hab meine Aufgaben per Telefon, E-Mail und eben direkt am Computer erledigt. Nun ist es eher so, dass ich mal zu den Standorten rausmuss und Dinge wieder vor Ort konfigurieren. Das war anfangs auch kurz eine Umgewöhnung, aber das macht es bisher auch noch spannend, weil es gleichzeitig auch gut herausfordernd ist.
Wenn wir es jetzt dann noch die nächsten Jahre hinbekommen, manches grundlegende wie DHCP und Sicherheit zu verbessern, werde ich auch mal ohne große Schmerzen einen Pentest durchführen lassen können. Sollten wir das heute machen, wüsste ich das Ergebnis schon.

Es gibt auch positive Dinge. Wirklich nur 39 Stunden pro Woche. Es gibt keinen Zwang für Überstunden, aber manchmal bietet es sich halt an, um was fertig zu machen. Donnerstags gibts nachmittags immer noch Kaffee und Kuchen. Und es gibt insgesamt keinen wirklichen Stress. Klar, wenn eine Kollegin vom Einwohnermeldeamt anruft, sollte man sich schon schnellstmöglich anrufen, da hier Kundenverkehr ist. Andererseits gibt es EC Terminals die seit 2 Jahren beschafft sind und die SAP Schnittstelle das halt einfach nicht kann. :)
Und es wird insgesamt viel gelacht und miteinander geschafft. Zumindest in der IT.

Die ersten Tage bei der Stadt

Es gibt ja sehr viele Klischees über den öffentlichen Dienst. Die haben noch Faxe, alles dauert Ewigkeiten und ab und zu hat man als Bürger auch mal richtige Grantler vor einem. Das mit dem Grantler kann ich beim Finanzamt nachvollziehen. Als ich letztes Jahr mal angerufen habe wegen einer Änderung zur Regelbesteuerung: "Schicken Sie es mir doch bitte schriftlich!"
Ansonsten Fax gibt es bei der Stadt Calw schon lange nicht mehr. Die Feuerwehr ist die einzige Institution, welche noch ein Fax im Einsatz hat. Die Alarmfaxe müssen halt schnell rauskommen und bisher sind die Fahrzeuge noch nicht so ausgestattet, dass sie die Alarmmeldungen sicher und zuverlässig empfangen könnten. Daher ist das Papier hier immer noch einfachsten und zuverlässigsten.
Alles in allem habe ich bisher auch nur nette Kollegen kennengelernt. Viele sind zwar genervt, dass Teams und die Telefonie darüber nicht gescheit funktioniert. Aber ja wir arbeiten da an einer Lösung. Deshalb hab ich als relativ erste Amtshandlung gleich mal die Leitungen in einem Gebäude auf Kabelbrüche geprüft. Wie zu erwarten gab es hier nichts festzustellen. Dafür gab es eine haarsträubende Überraschung bei der Glasfaserverbindung. Es gibt immer zwei Leitungen zwischen den Gebäuden. Beide waren auch eingesteckt. Aber die obere war halt nicht in Betrieb. Von einem Gebäude zum Hauptgebäude war im Core Switch einfach mal die Stecker falsch gesteckt. Bei der anderen Verbindung zwischen dem Mittelgebäude und einem anderen Gebäude war ein falscher GBIC gesteckt.
Gut, mit Glasfasern hab ich selbst nicht soviel Erfahrung. Hatte das 2014 im Rahmen des Neubaus bei h.team in den Switch reingesteckt und dann nie wieder angefasst. :) Aber hier hat mir ein anderer Kollege dann ein bisschen die Angst genommen und wir haben es zusammen gemacht. Am Ende hat es dann geholfen und beide Strecken laufen auch nun wieder redundant. So kann nun wirklich mal eine Strecke ausfallen, aber es funktioniert eben weiterhin.
"Tue Gutes und spreche darüber!" ist ja unsere Devise. Ich hab die Kollegin darüber informiert, dass wir etwas verbessert haben und sie sich melden sollte. Bisher kam keine positive, aber auch keine negative Rückmeldung. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es nun einfach funktioniert.

Meine Hauptmotivation die Stelle als IT Admin anzutreten war ja auch die Feuerwehr und ihre IT. Seit 2018/2019 gibt es dort einen Server. Der ist da dort und wurde halt eben mehr oder weniger am Leben erhalten, weil einfach Zeit gefehlt hat es richtigzumachen. Der aktuelle Zustand ist definitiv sehr verbesserungsfähig. Viele alte Laptops und Rechner kann man aber nun mittelfristig austauschen und modernisieren. Mein Start bei der Stadt war ja der 1.2. Am 6.2. war dann schon der nächste Übungsdienst. Es war ein Frontalunterricht und eigentlich hätten auch schöne Youtube Videos gezeigt werden sollen. Dafür gibt es beispielsweise ein autarkes WLAN fürs Internet. Aber leider sind die Fritz Repeater eingerichtet worden, aber nicht richtig dokumentiert. So ist es aktuell bedauerlicherweise nicht so einfach möglich sind das Ganze mal anzuschauen. Klar, man kann das Ganze zurücksetzen. Aber wenn man noch nicht genau weiß, was alles dahinter steckt, ist das vielleicht nicht die allerbeste Idee. :)

Zusammenfassend: Es gibt viel Positives, was ich auch selbst erlebt habe. Das IT-Team ist freundlich und hilfsbereit untereinander. Aber im Rahmen des Weggangs vom alten Kollegen hab ich auch erstmal viel Negatives gehört. Dazu auch manches Chaos entdeckt. Alles funktioniert irgendwie, aber Dokumentation war wohl nie so die Stärke im Team. Gut, damals waren sie auch nur zu zweit.
Sprich es gibt viel Potenzial Dinge zu verbessern. Es wird ein mühsamer Weg. Aber genau das macht ja auch irgendwie wieder den Reiz aus. Dinge zu verstehen, zu verbessern und am Ende eben auch dokumentieren. Denn selbst wenn ich hier bis zu meiner Rente bleibe, wird mir die Dokumentation in Zukunft auch weiterhelfen, die Details nochmal nachvollziehen zu können. Ich muss mir nur abgewöhnen dauernd an Stellen vorbei zu kommen, die Facepalm Momente auslösen.
Die Feuerwehr Kameraden freuen sich dagegen aber schon ein bisschen. "Kannst Du mir mal mein Passwort zurücksetzen?" Ja nun kann ich das machen, weil ich eben das Adminpasswort habe für den Server. Den noch nicht optimalen Hintergrund muss ich aktuell einfach noch ausblenden. Aber der wird ja langfristig von mir verbessert.

Interessant ist einfach: Alle 3 IT Kollegen die gewechselt haben, sind alle beim Landratsamt gelandet. Wenn es dort wirklich mehr Ordnung gibt kann ich es verstehen. Aber ich bin nun erst ein paar Tage da. Jetzt hab ich noch die Zeit und Freiheit mir alles genau anzuschauen und konkrete Konzepte zu erstellen. Es fühlt sich auch ein bisschen wieder wie bei h.team an. Da war 2007 auch alles etwas unstrukturiert und mit der Zeit hab ich es dann etwas strukturiert und neu aufgebaut und am Ende eine Umgebung übergeben, die zwar auch noch offene Baustellen (ISDN wurde damals abgekündigt) hatte, aber einigermaßen gut dokumentiert war. Das bezeugt mir heute noch ein Kollege, der mittlerweile bei h.team arbeitet.

"Herr gib mir Geduld. Aber flott!"

Positive Dinge: Donnerstags gibts Kaffee und Kuchen und Freitag um 13 Uhr macht jeder seins. Kaffee und Wasser ist tatsächlich kostenlos für die Belegschaft und Obst soll es bald auch kostenlos geben. Das sind bald Standards wie in der freien Wirtschaft. ;)

Wie ich zur Stadt Calw kam

Seitdem ich Ende 2018 den Schritt gewagt und gegangen bin mir einen neuen Job zu suchen, ist gefühlt ziemlich viel Unruhe drin. Zuerst bis Ende September 2021 in Leinfelden gearbeitet, dann mal geschwind Oktober 2021 bis Februar 2022 in Tübingen gearbeitet, um dann wieder seit März wieder in Leinfelden in der gleichen Firma wie damals zu arbeiten.
Dort haben sich die alten Kollegen erstmal wieder gefreut, bis dann ein langjähriger Kollege im Mai gegangen ist. Ein anderer ist krank geworden und fällt länger aus. Eine andere Kollegin ist Mutter geworden und fällt daher auch aus. Die Motivation im Team war irgendwie auch schon mal deutlich besser. Eigentlich alles Dinge, mit denen man sich arrangieren kann. Die IT Abteilung wird langfristig gebraucht und mein Chef ist mit mir zufrieden. Das Gehalt kommt pünktlich und viel Arbeit wird an Dienstleister ausgelagert. Vor der Sommerpause hatten wir auch noch einen Workshop wo man die einzelnen Punkte aufgeschrieben hat, was dringend verbessert werden soll. Eine bessere Struktur und nicht mehr den Chef als Flaschenhals. Das wurde nun auch umgesetzt und kleine Teams gebildet, mit Teamleitern. Aber ja, da war sie wieder, die latente Unzufriedenheit. Einfach, weil vieles an Dienstleister ausgelagert wurde und ich in manchen Dingen auf meine Kollegen angewiesen war. Besonders frustrierend war die Tatsache, dass Kollegen angerufen haben, dass ihr Outlook nicht mehr tut. Ich hatte recht schnell die Firewall im Verdacht (was sie am Ende auch war). Dann aber erstmal abgeblockt. 3 Wochen lang rumprobiert und die Leute vertröstet. Sogar einig Profile gelöscht und neu erstellt. Tja, ging am Ende immer noch nicht. Dann der Anruf: "Hm, jetzt seh ich was in der Firewall."
Irgendwann im Oktober war dann mal wieder eine Stelle bei der Stadt Calw ausgeschrieben und ein Feuerwehrkamerad hat mich drauf hingewiesen. Da ich letztes Jahr schon mal eine Absage bekommen habe, war meine Motivation nicht wirklich da. Vor allem da ich auch vorhatte nächstes Jahr mal kürzer zu treten und als Freelancer durchzustarten. Also eine recht unmotivierte Bewerbung geschrieben und prompt wurde ich nach der Bewerbungsfrist wieder zeitnah eingeladen. Dann mich ein bisschen unmotiviert angestellt und mich als "Feuerwehrmann mit IT-Kenntnissen" vorgestellt. Ich dachte schon, dass muss ja reichen, die werden mich sicher nicht einstellen.
Dann kam an einem Donnerstag der Anruf vom Personalleiter: "Herr Aichele, ich wollte Ihnen gerade eine E-Mail schicken, die kam aber zurück. Wir würden Sie gerne einstellen." Ich musste da erstmal genauer drüber nachdenken. Da ich den IT-Chef schon von früher kenne, hab ich den am Freitag mal angerufen und mich informiert und was ich eigentlich machen soll. Das Gespräch hat dann meine Motivation abzusagen doch stark gezügelt. Ich sollte auch den Feuerwehrbereich IT-mäßig abdecken. Das klang erstmal gut. Gut das angebotene Gehalt war echt ein bisschen herb. Knapp 800 Euro weniger als ich jetzt habe. Aber das ließ sich schnell ändern. Einfach eine Stufe höher (ich hab ja 15 Jahre Berufserfahrung), dann waren noch 350 Euro brutto weniger. Das ist auch nicht wenig, aber dann am Ende doch verschmerzbar. Ich tausche das ein gegen 84 km weniger Fahren und ca. 1,5 Stunden Fahrzeit am Tag. So gesehen war meine Entscheidung bei der Stadt ja zu sagen relativ schnell klar. Ich hab mir dann nochmal konkret aufgeschrieben, was die positiven Punkte sind:
- Tagesverfügbarkeit für die Feuerwehr
- Ich wohne in Calw und arbeite nun für Calw
-> Ich will für Calw arbeiten und sie mitgestalten.
- Feuerwehrbereich IT-mäßig mitbetreuen
- 39 Stundenwoche und mehr Lebensqualität
- Aktuell interessante Projekte durch die Digitalisierung
-> Es gibt einiges zu tun.
- Ein motiviertes Team
- KEIN F***ING ERP-SYSTEM MEHR!

Die negativen Punkte waren erstaunlich wenig:
- 350 Euro brutto weniger im Monat
- Ich wollte doch eigentlich Freelancer werden

Jo und was macht man am besten nach so einem Lebenslauf wie bei mir. Richtig: Man zweifelt erstmal an der Entscheidung und fragt den himmlischen Chef um Rat. Also hab ich drüber gebetet und am Samstagmorgen hat sich das "Ja" schon recht deutlich angefühlt. Aber ich war doch noch leicht unsicher. Am Sonntag war das "Ja" immer noch da und am Montag auch. Also hab ich am Montag dann erstmal meinem künftigen IT-Chef das so gesagt und gleich danach dem Personalleiter die Zusage gegeben. Dann kam erstmal über eine Woche lang nichts, aber letzten Mittwoch kam die Ansage, dass ich den Vertrag unterschreiben kann. Das hab ich letzten Freitag dann gemacht und mich so mal kurz im neuen Team vorgestellt. Mir wurde auch gleich die große Küche gezeigt "Und hier kannst Du übrigens auch Waffeln backen. "
Ja gut, die Kündigung meinem aktuellen Chef zu sagen war dann nicht so einfach. Er war natürlich nicht amused und die Frage, ob ich früher gehen kann, wurde klar verneint. Kann ich auch verstehen, jetzt hab ich mich gerade wieder in neue Projekte eingearbeitet und die aktuell ausgeschriebenen Stellen können seit Monaten nicht besetzt werden mangels passender Bewerber! Kein Wunder, dass er sauer ist. Ein Tag später hat er in der Abteilungssitzung dann den neuen Plan mit den Teams vorgestellt. Und ich war dann auch rausgestrichen. Ist echt nicht toll, aber am Ende hat er es halt akzeptiert und so fange ich dann ab Februar bei der Stadt Calw an.

Ich seh es diesmal auch nicht als nur meine eigene Entscheidung, sondern irgendwie auch eine Führung vom Chef (also der himmlische). Warum sonst sollte ich sonst einfach völlig unmotiviert eine Bewerbung schreiben, dabei sogar einen Tippfehler in der E-Mail-Adresse hinterlassen (vermutlich unabsichtlich) und am Ende den Job bekommen. Klar, ich hab es auch fachlich drauf und kann auch mit Menschen einigermaßen reden. Aber dass ich am Ende wirklich dort lande und mich schon auf die Stelle freue, ist schon mehr als eine 180 Grad Wende.
Der Spruch passt halt immer und hier besonders gut:

Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Der Mensch dachte, Gott lachte.

Der himmlische Chef ist zwar manchmal zornig und hat durchaus auch schlechte Seiten, aber auch einen sehr guten Sinn für Humor und meint es in der Regel gut mit uns Menschen.

Ja und falls ihr mein Kollege (m/w/d) werden wollt. Es ist aktuell auch noch eine weitere Stelle ausgeschrieben.

Die Reise zum Teilzeit Selbstständigen geht weiter

Diese Woche hatte ich mal wieder mein Jahresbewertungsgespräch mit meinem Chef. Da ich den noch von früher kannte und er damals schon mit mir zufrieden war, hatte ich da auch keine großen Bedenken. Durch einen Mitarbeiterwegfall hab ich einige Aufgaben geerbt. Darunter auch ein paar nervenaufreibende Projekte. Aber alles in allem hab ich mich wohl wieder relativ schnell eingefunden und versucht Dinge voranzutreiben und nicht ewig herumliegen zu lassen. Das ist meinem Chef wohl auch aufgefallen und es gab viel Lob und wieder ein paar Prozentpunkte mehr und damit mehr Gehalt.
Dabei habe ich die Gelegenheit auch genutzt, um meine Pläne für nächstes Jahr mal anklingen zu lassen. Nämlich eine 4-Tage-Woche im Hauptgeschäft und so einen Tag in der Woche freizuhaben. Im Idealfall kann ich diesen Tag dann mit Freelancer Aufträgen füllen. Im schlechtesten Fall hab ich an diesem Tag einfach frei. Die Idee ist noch nicht komplett ausgereift, aber so ist mal der Plan.
Da ich als Freelancer anstrebe auch mehr für Geschäftskunden zu arbeiten, ist es sinnvoll meinen Kleinunternehmerstatus auf Vollunternehmer zu ändern. Sprich ab nächstem Jahr werde ich auf meinen Rechnungen dann die Mehrwertsteuer ausweisen. Das hat natürlich auch den Vorteil, dass ich bei Ausgaben auch Mehrwertsteuer abziehen kann und so manches günstiger bekomme. Ob ich die magische Grenze von 22.000 Euro Umsatz dann erreiche, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Da dieser Entschluss aber mittlerweile doch etwas ernster wird, hab ich nun das erste Mal in meinem Leben Bedarf für einen Steuerberater. Deshalb hab ich mal rumgefragt und einen Steuerberater empfohlen bekommen. Nächsten Dienstag hab ich schon einen Termin bekommen.

Jetzt hab ich mir einfach vorgenommen bis zum Oktober / November Vorbereitungen zu treffen zwecks Statuswechsel vom Nebengewerbe. Dann muss ich mal konkret den Markt beobachten, ob es auch tatsächlich kleinere Freelancer Aufträge gibt, die vielleicht nur einen Tag in der Woche benötigen. Ja und dann kommen wieder die Einkommensgrenzen. Durch die Reduzierung vom Hauptjob von 100 % auf 80 % rutsche ich wieder unter die Beitragsbemessungsgrenze. Ist dann Krankenversicherung, Rentenversicherung wieder relevant im Nebengewerbe?
Aber irgendwie freue ich mich auch auf diese Zeit. Es ist einfach toll, wenn man Aufträge hat, der Kunde zufrieden ist und man dann auch eine Rechnung schreiben und diese auch bezahlt wird. Klar es ist auch nicht immer gleich so einfach, dass jeder sofort sagt: "Hey Tobi, ja ich habe Bedarf, komm doch mal vorbei." Es gibt auch die normalen Reaktionen. Zuerst ganz interessiert und wenn man dann mit konkreten Aussagen kommt, ist das Interesse doch weg.
Eine Anfrage habe ich auch bewusst nicht angenommen, da ich es zeitlich nicht hätte leisten können.
Von dem her muss ich mir das Ganze richtig gut überdenken. 80 % Gehalt bedeutet auch weniger sicheres Einkommen. Ich muss meine Ausgaben also auch im Blick behalten. Der Reiz durch die gewonnene Freiheit, aber auch immer mal wieder andere Kunden und Arbeitsweisen kennenzulernen ist einfach da.

Falls ihr also gerade Bedarf an IT-Consulting im Office 365 Bereich habt: Hier findet ihr meine Kontaktdaten.

Aaaaaaaaaaaaarg o_O

Es wird mal wieder Zeit für einen Rant!
Mein Arbeitsleben ist gefühlt seit 2020 ein Riesenkack! Damals hat es angefangen als wir für eine Tochter in Übersee einen Webshop an unser ERP System dran machen sollten. Die Präsentation war eigentlich erstmal ganz schick. Ja geht alles wunderbar und Magento ist hier wirklich super supportet und Kaffee kann die Software wohl auch noch. Achja und für Übersee müssten sie aber besser noch die Steuerberechnung externalisieren. Einer unserer Kunden hat das jedenfalls so gemacht.
Das mit der Steuer war dann organisatorisch kein Problem. Die Kunden haben einfach Bescheinigungen an unsere Tochter geschickt, damit wurde immer 0% Steuer berechnet. Das ist unter Geschäftsleuten dort so üblich. Also kein Problem von dieser Seite aus.
Wir waren also jung und frohen Mutes: "Was soll auch schon schiefgehen?" Also haben wir unseren Website Dienstleister gefragt ob er uns eine Magento Shop Instanz bauen kann. Das war wirklich schnell gemacht. Innerhalb weniger Tage war die Instanz eingerichtet und das Design auch schnell nachgezogen. Die Installation der Schnittstelle zum Shop wurde dann auch recht zeitnah installiert. Aber beim ersten Verbindungstest gab es gleich mal Fehlermeldungen. Es konnten einfach bestimmte Dateien nicht gefunden werden. Die Info, dass man den Verbindungstest immer nur von einem bestimmten Applicationserver aus startet bzw. durchführt stand in der Doku wohl nicht drin. Nach 3 Monaten und einigen Patches ist es aber dann doch tatsächlich gelungen eine Verbindung zum Magento Shop aufzubauen und sogar das erste Mal einen Austausch von Adressen, Artikel und Aufträgen zu machen. Da wir natürlich mit einer Tochter in Übersee zusammenarbeiten mussten natürlich auch erstmal noch die Adressfelder angepasst werden. Außerdem ist es in Übersee üblich, dass der Kunde eigene Kundenkonten bei den Versanddienstleistern hat. So gehen die Kosten für den Versand direkt an den Kunden. Das kann Vorteile bringen wenn der Kunde gut mit dem Versanddienstleister verhandelt hat und damit gute Konditionen hat. Da es sowas in Europa aber natürlich nicht gibt, war das Ganze erstmal wieder mit einer Anpassung der Software verbunden. Ein dreiviertel Jahr später war es dann fertig. Wir hatten auch schon in den Besprechungen mit den Kollegen in Übersee angekündigt, dass wir in Zukunft die Zahlungen per Paypal machen müssen. Das wurde dann erstmal akzeptiert. Kurz vor dem Go-Live wurde dann gesagt, dass Paypal nicht geht. In vielen Firmen ist Paypal von der Firewall gesperrt. Fand ich zuerst etwas verwunderlich, da Paypal doch eigentlich überall verbreitet ist. Jo dann wurde kurzerhand ein alternativer Kreditkarten Zahlungsdienstleister der Hausbank ins Spiel gebracht. Die Schnittstelle vom ERP System hat diesen Zahlungsdienstleister natürlich nicht erkannt. Deshalb war der manuelle Aufwand enorm hoch. Aber egal, am Ende wurde es akzeptiert.
Jetzt hatte der alte Webshop aber noch den Vorteil, dass man sich mit einem Kundenaccount mehrere Unteraccounts erstellen kann. Das kann Magento aber leider nicht und die Schnittstelle erst recht nicht. Am Ende gab es einfach enorm viele Verzögerungen und bis zu meinem Wechsel im September 2021 war der Webshop immer noch nicht eingeführt. Erst als ich dann weg war wurde er plötzlich ganz schnell eingeführt und alle Probleme waren scheinbar vergessen oder wurden akzeptiert.

Zur kleinen Abkühlung noch etwas erfreuliches:
Im Zuge der ERP Einführung gab es noch eine andere Schnittstelle zum Versandprogramm. Das war relativ einfach zu realisieren, da es einfach Textdateien ausgespuckt hat und dann verarbeitet. Die Schwierigkeit war nur, dass das Versandprogramm einen sehr eigenen Pseudo XML Dialekt erwartet hat. Das ERP Programm hat aber schon standardmäßig anderes XML ausgespukt. Also die Quelldateien aus dem ERP mit einem C# und einem XML Transformator umgewandelt. Diese Umwandlung sollte dann auch immer adhoc stattfinden. Das Versandprogramm hat nämlich immer per Barcode den Lieferschein angefordert und dabei eine Requestdatei ausgespukt. Diese Informationen aus der Requestdatei werden dann vom C# Programm gelesen, welches die Lieferschein XML Datei aus einem Ordner sucht und dann innerhalb weniger Sekunden transformiert und dem Versandprogramm bereit legt. Das Programm wurde natürlich von einem anderen Kollegen geschrieben und nicht korrekt getestet. Ich bin aber froh über seine Arbeit, da die XML Transformation eine sehr elegante Lösung ist. Der Kollege, der es damals gemacht hat ist 2020 auch gegangen und so hab ich es geerbt.
"Gibt's dafür auch eine Git Historie?" Ähm also Versionsverwaltung war bis dahin in der IT Abteilung ein Fremdwort. Das erinnert mich stark an meine ersten Zeiten als ich meine ersten Logikprogramme geschrieben habe. Da war Versionsverwaltung auch nicht mein Ding. Aber nachdem irgendwann ein neues größeres Programm anstand hab ich mich mal mit Git beschäftigt und festgestellt, dass ich dass sogar unter Windows gut zum Laufen bekomme und seitdem war es goldwert. Einfach mal nachvollziehen, welche Änderungen irgendwann gemacht wurden. Wenn der Entwickler freundlich und gut drauf war, kann man auch schon nachvollziehen, was geändert wurde.
Aber wir erinnern uns: In dieser IT Abteilung werden Dinge entwickelt aber natürlich ohne Versionsverwaltung. Nein das braucht man nicht...
Als ich das Projekt übernommen habe, hab ich erstmal Git draufgeworfen und so die letzten Änderungen nachvollzogen. Das war 1 Jahr später dann immer noch goldwert. Und natürlich durfte ich im März gleich nochmal dran und es fixen, weil ich oder mein Vorgänger damals es für eine gute Idee hielten das Ergebnis gleich ins Verzeichnis zu schreiben, von welchem das Versandprogramm die Antwort erwartet. Aus irgendwelchen Gründen ging das bis damals einfach gut. Kaum war ich wieder im März in der Firma ging es nicht mehr. Also hab ich es eben korrigiert und die Zieldatei vorab in ein temporäres Verzeichnis geschrieben und nach Abschluss ins Verzeichnis vom Versandprogramm verschoben. Siehe da: Kaum macht man es richtig, funktioniert es auch einfach schon wie es soll.
Die Schnittstelle mit den Daten aus dem Versandprogramm ins ERP haben wir dann programmieren lassen. Aus Gründen haben wir uns damals dann entschieden alle Trackingdaten (Trackingnummer, Gewicht, Anzahl Pakete) als Richtext in den Vorgang einzubinden. Ist nicht unbedingt schlecht, aber deshalb kann man heute leider auch keine Trackingnummer an den Webshop übermitteln. Na gut, haben wir einfach den Leuten so erklärt und sie haben es geschluckt. Benutzerfreundlich fand ich diese Entscheidung damals nicht, aber wenn Ober den Unter sticht kannste nichts machen.
Ich wollte ja zu etwas erfreulichem kommen: Diese Schnittstelle der Daten vom Versandprogramm ins ERP wurde vom ERP Dienstleister programmiert und hat bis auf 2, 3 kleinere Mängel sofort auf Anhieb getan. Das ist schön und vor allem tut dieser Dienst bis heute seine Dienste. Denn das was vom Versandprogramm rauskommt ist immer gleich und hat sich auch mit den letzten Updates nicht geändert. :)

Jo und dann war letztes Jahr die Entscheidung: Ich hab kein Bock mehr auf irgendwelche Dienstleister und will mal woanders was machen. Eigentlich wieder was mehr mit Programmieren und so. Natürlich liegt es damit auf der Hand, dass ich unbedingt gleich wieder einen neunen Job als ERP Admin annehme. Wie es dort am Anfang war hab ich ja hier mal geschrieben. Und am Ende wusste ich eben nicht mehr was ich eigentlich machen will. Alles in allem waren die 5 Monate dort in Tübingen gar nicht schlecht. Ich hab ein bisschen SQL gelernt und mit diesem dort eingesetzten ERP entdeckt, dass es immer noch schlimmer geht. Das war dann auch recht schnell der Grund, warum ich dort aufgegeben habe. Gut ein paar Personalthemen wie unterschiedliche Bezahlung (ich hab viel bekommen, andere die länger da sind aber das Gleiche machen bekommen weniger) waren auch ein Grund. Die Erneuerbare Energie Branche war jedenfalls sehr spannend und die Prozesse die ich mir angeschaut habe, wären sicherlich noch spannend gewesen sie umzusetzen. Aber am Ende war ich zu frustriert vom ERP. Jeden Tag irgendwelche Lieferaufträge per SQL zu fixen ist auf Dauer kein guter Stil.

Da mein alter Arbeitgeber in Leinfelden letztes Jahr im September meinte, dass ich jederzeit zurück kommen kann und ich anderweitig nichts sinnvolles gefunden habe bin ich seit März wieder da. Jo im Arbeitsvertrag steht großkotzig "DevOps Engineer". Aber praktisch bedeutet dies auch nur, dass ich ein Cognos Update (die BI Lösung von IBM) betreue und dort reinwachse. Ein bisschen mit Talend arbeite um verschiedene Datenquellen gemäß ETL (Extract Transform Load) in die Datentöpfe zu laden. Jo dann bin ich noch einen alten Reportserver zu uns umgezogen und per Visual Studio die Reports auf unseren Report Server deployed. Das war mal kurz spannend, bis es fertig war. Und schon seit meinem "Wiedereinstellungsgespräch" soll ein Jira / Confluence System für die Töchtergesellschaften bauen. Da gab es 2 Anläufe. Aber nun hab ich mir mal verschiedene Jira / Confluence Webcasts angehört und hab eine ungefähre Ahnung davon, wie es aussehen könnte. Das könnte dann wieder ein bisschen an DevOps erinnern. Wobei der Operating Teil hier größer ist. Dafür hab ich die ganzen SQL Server vom Kollegen, der im Mai dann gegangen ist geerbt. Das ist gar nicht mal so wenig. Ein bisschen profitiere ich noch von ihm, da er ein sehr akribischer Kollege war und ziemlich viel und detailliert dokumentiert hat. Außerdem eine PRTG Sensoren für SQL gebastelt. Beispielsweise ob die Backups gelaufen sind oder das Transaktionslog noch klein genug ist und die Platte nicht schon wieder voll läuft.

Aber leider hat er mir auch sein Lieblingsprojekt übergeben. Ein System welches unser digitales Archiv ist, soll noch den Rechnungseingangsworkflow mitmachen. Im Prinzip hört es sich nicht ganz schlimm an. Rechnungen kommen per E-Mail oder als Scan in den Belegleser. Dort werden sie in der ersten Zeit noch ziemlich manuell ausgelesen und die wichtigen Daten (Kunde, Beträge, Zahlungsfristen) extrahiert und vom Mitarbeiter zugeordnet. Mit der Zeit lernt das System aber dazu und kann zunehmend mehr die Rechnungen selbstständig erkennen. Hier ist noch kein großes Problem zu sehen. Das hat einfach funktioniert (also solange man es nicht anfässt).
Der Rechnungseingangsworkflow ist allerdings ein Ding aus der UI Hölle. Nicht wirklich intuitiv zu bedienen, die Knöpfe sehen immer unterschiedlich aus. Aber das Schlimmste ist im Hintergrund. Es gibt viele verschiedene unterschiedliche Programme und Schnittstellen, die irgendwie ineinander greifen.
Klar irgendwoher müssen die Informationen auch aus SAP kommen. Außerdem soll ja auch vorbelegte Rechnung angelegt werden um das zu vereinfachen. Dann gibt es noch einen Workflow und ein Testsystem. Jetzt hat man natürlich schon 5 Anläufe hinter sich um den Workflow einzuführen. Vorher alles sinnvoll getestet und dann bei der Einführung merkt man, dass es einfach nicht tut. Das schlimmste ist hier eben auch: Die Dienstleister greifen auf unser System per Teamviewer zu und machen die Anpassungen direkt auf unserem Server. Macht ja auch alles irgendwie Sinn. Da auch viele Skripte in .js verwendet werden wird VS Code verwendet. Ist kein schlechter Editor und für diese Sache sicher praktisch.

Nun kommt das Schöne daran: Wir haben letzten Montag endlich alle Anpassungen vom TEST System aufs PROD übernommen. Da wir auf Sicherheit stehen, haben wir auch mal kurzerhand das Passwort vom Redakteur geändert. Das ist sowas wie ein Service User, der in vielen Programmen und Schnittstellen verwendet wird. Wir meinten alle Stellen erwischt zu haben. Also hab ich mal fröhlich getestet und meine erste Rechnung freigegeben. Am Freitag erhielt ich dann die Nachricht, dass die ganzen Rechnungen der Woche nicht in SAP angelegt waren. Also den Dienstleister angerufen und scheinbar muss das Problem rießig gewesen sein. Denn Freitag, Montag und Dienstag hat er sich das angeschaut und erst am Dienstagnachmittag alles reparieren können.
Ja es mag wichtige User geben, die überall verwendet werden. Aber warum muss es gerade ein Redakteur sein, mit dem man sich auch im normalen System anmelden kann?

Und das Allerschönste: Das ganze System ist wieder so komplex, dass wir für viele Bereiche unterschiedliche Ansprechpartner haben. Das führt dann dazu, dass man erstmal rausfinden muss, welcher Bereich betroffen ist und dann geht die Schieberei mit dem schwarzen Peter los. Leute ich sags euch: Sowas ist richtig fucking nervig. Ich glaub das ist auch der Grund, warum ich seit 2019 noch weniger Haare als ohnehin habe.

All das hat meinen Entschluss genährt, dass ich 2023 mal versuchen möchte nur noch 4 Tage als Angestellter zu arbeiten und nebenher ein paar Freelancer Aufträge zu machen. Irgendwie finde ich es attraktiv mal viele einzelne Firmen zu sehen und nebenbei noch gutes Geld zu verdienen. Ob dass dann tatsächlich was wird, sehe ich Ende des Jahres.

Fakt ist: Ich bin aktuell als Angestellter eher ein "IT-Mitarbeiter + Waffelbäcker". Aber leider kein DevOps Engineer. Hier gibts keine Versionsverwaltung, kein Kubernetes, kein Docker, kein nichts. Och ja Teams haben wir. Sehr eingeschränkt und nervig, weil wir ja noch Lotus Notes haben. Die Implementierung des Teamslinks in die Notes Kalendereinladung hat ein anderer Entwickler aber wenigstens selbst hinbekommen. Das war wohl auch eine recht spannende Aufgabe, wie er meinte. Wenn dass dann mal aktiv ist, kann man den tollen neuen Besprechungsraum auch per Teams einladen.

Vielleicht bin ich auch deshalb frustriert, weil mir aktuell die spannenden Aufträge im Nebengewerbe fehlen und ich irgendwie mehr und mehr das Gefühl bekommen: Angestelltsein ist einerseits toll, aber ich sollte mal die Selbstständigkeit mehr ausprobieren. Mal aktiver nach Aufträgen suchen und mich bekannter machen. Mal irgendwelche kleinen Projekte, welche die Auftraggeber voran bringen. Ich kann ja Dinge.